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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0024
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— 10 —

wissem Sinne vorbanden gewesen sein konnte, da bei der
Grundsteinlegung des Ulmer Münsters, 1877, Ueber-
lingen längst und zwar nahezu drei Dezenien
an seinem Münster, d. b. am Chore und am süd-
lichen Thurme unter Leitung seines eigenen Bau-
meisters gebaut hatte. Dagegen wollen wir nicht
bestreiten, dass, nachdem die Frage des Weiterbaues,
beziehungsweise der Vergrösserung unseres Münsters in
den Vordergrund trat, die zu grosser Bedeutung gewor-
dene Ulmische Bauhütte nicht ohne Einfluss auf den Geist
unserer Baumeister und deren Entwürfe blieb; insofern
dürfte die Ueberlingische Bauhütte mit der Ulmischen
in Wechselwirkung gestanden haben, abgesehen von dem
Umstände einer merkwürdigen Uebereinstimmung der
Grundrisse beider Kirchen und der ganzen Anlage von
Schiffen und Chören, wobei vielleicht der Einfluss der
Bettelmönche massgebend gewesen sein dürfte.

Die ersten Entwürfe für die kirchlichen Neubauten
beider Stiidte tragen den Charakter von Bescheidenheit
und Einfachheit an sich, bescheiden in Grösse und An-
lage, einfach im edeln Style gothischer Formen; sie
waren berechnet für das Bedürfniss der damaligen
Bevölkerung, nicht bestimmt, zu riesigen Dimen-
sionen sich zu erweitern und grossartige Tem-
pel zu werden. Ja, ich glaube voraussetzen zu müssen,
dass weder in Ueberlingen, noch später in Ulm andere als
einfache Pfarrkirchenpläne entworfen waren, dass die
Chöre nach Plan ausgeführt und damit der dem Kultus
dienende Raum als für sich abgeschlossen vorhanden war,
dass aber zwischen der Fertigstellung der Chöre und der
späteren Ausführung der Schiffe, seien es nun Aende-
rungen der Grundpläne oder Aenderungen fertig gestellter
Theile gewesen, ganz merkwürdige Momente in der Bau-
entwickelung beider Kirchen während langen Zeitdauern
hinzugetreten sein mussten, die wohl auch zum Theil der
 
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