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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0040
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— 26 —

Hallenkirche, worauf wir bereits hingewiesen, oder eine
dreischiffige Basilika ursprünglich projectirt ward und
welche Baumeister den Bau in seinen Entwickelungs-
phasen geleitet hatten 20).

Nun gab man früher der Hallenform den Voraug;
man begnügte sich mit ungewölbten auf einfachen Pfeilern
ruhenden Kirchen und gleich hohen, in der Regel gleich
breiten Schiffen; doch geschah es meist nur im Lang-
hause, während man den Chor einschiffig, meist mit drei-
seitig polygonem Schlüsse bildete; doch treffen wir auch
Werke, bei denen die Regel gleich hoher Ueberwölbung
für Langhaus und Chor massgebend war, wobei Letzterer

'-") Nach den Angaben Herrn Ullersbergers in dessen
kürzlich erschienenen, höchst verdienstvollen Schrift über die
Uebcrlingcr Münster-Kirche sollen schon im Jahre 1429 durch
Meister „Hans" die Erweiterungsbauten am Münster begonnen
worden sein. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Meister
in der That in Ueberlingen als Werkmeister aufgetreten ist und
mit Erweiterung des Münsters begonnen haben könnte, denn das
Rathsprotokoll berichtet: „dass Maister Hans der Steinmetz, der
der Stadt und St. Nicolaus werkmaister haissen und sin soll von
St. Marxtag ab über ain jar" und weiter nach dem Chronisten
llan: „anno 1429 da ward der erst Stain gelegt an den Kürchen,
als man sie Erweytert had". Trotz diesen auf urkundliche und
chronikale Belege gestützten Angaben kann ich gewisse Zweifel
nicht unterdrücken, darüber, dass es Meister Hans war, welcher
die frühere dreischiffige Kirche in die fünfschiffige umwandelte.
Wir wissen, dass in der Regel bei Anlagen von mittelalterlichen
Kirchen mit dem Chore begonnen und manchmal geraume Zeit
später erst das Schiff in Angriff genommen wurde, so, dass der
Chor dem Cultus längst dienen konnte, während die Ausführung
des Langhauses einer spätem Zeit folgte. Wir wissen aber auch,
dass der Bau unseres Münsters demgcmäss fortschritt. Der Chor
empfing anno 1408 die kirchliche Weihe, das Langhaus harrte später
seiner Vollendung als dreischiffige Anlage. Nun aber sollen
schon 1429 Erweiterungsbauten in Angriff genommen worden sein,
die nichts Geringeres bezweckten, als die kaum erstandene,
vielleicht noch nicht einmal vollendete dreischiffige
 
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