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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0041
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— 27 —

von freistellenden Pfeilern getragen, mit einem Umgänge
und meist auch mit einem Kranze von Kapellen versehen,
und diese zwischen die Strebepfeiler eingebaut wurden.

Wie in Ulm überhaupt, behielt man hier wenigstens
später das alte System niedriger Seitenschiffe im Lang-
hause bei, da die grossen Dimensionen, die man erstrebte,
das wohl rathsamer erscheinen Hessen. Dabei richteten
die Meister bei der Ausbildung ihres Innern ihre Kraft
mehr auf Solidität des grossen Baues als auf reiche,
architektonische Gliederung; das Langhaus unseres Mün-
sters ist durchaus schlicht gehalten und fast schmucklos,
welche Eigenschaften das Ulmer mit ihm theilt.

Kirche in die jetzige fünfschiffige umzuwandeln ? Zur thcilwcisen
Entkräftung der Ullersberger'schen Annahmen verweise ich auf
dessen Bemerkung, nach weicher der Bau des Langhauses der
dreischiffigen Kirche anno 1417 schon ziemlich vorgeschritten sein
musste, aber 1424 noch nicht ausgeführt war, da
Bischof Otto von Constanz unterm 23. März 1424 „allen denen
so ein almusen zur erhalt- und ausbauung St. Nikolai-Pfarr-
kirch geben und beichten, vierzig Tag tüdtlichen und 1 jähr läss-
lichcn Sündenablass" gewährt hat. Chronikale Nachrichten
sind häufig mangelhaft und unzuverlässig; es möge mir daher
gestattet sein — wenigstens einigermasen gelinde Zweifel in des
Chronisten II an Angaben zu setzen. So nennt derselbe als
Bürgermeister, unter deren Regierung im Jahre 1429 die Er-
weiterungsbauten begonnen haben sollen, Hans Besserer und Hans
Betz, während nach anderen Angaben Ulrich Büsch 1428 als Bür-
*germeister mit einer Amtsdauer bis 1440 erscheint, ein
.Tohann Betz aber 1453 und Ulrich Besserer 1458 genannt werden.
Uebersehen wir nicht, dass unser Chronist kein Zeitgenosse des
Meister Hans' war und schon aus diesem Grunde dessen Notizen
mit Vorsicht aufzunehmen sind. Wenn ich aber trotzdem dessen
Aufzeichnung als Anhaltspunkt begrüsse, so mag es im engeren
Sinne geschehen, so dass ich den Beginn der Erweiterungsbauten
im Jahre 1429 unter Vorbehalt zwar anerkenne, dagegen be-
streite, dass das äusserste südliche Schiff mit den Kapellen das
Werk des Meister Hans'auch sei! Die Südseite unseres Münsters
gehört entschieden einer weit späteren Zeit an.
 
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