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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0056
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— 42 —

weiter als das Ergebniss pracktischer Nothwendigkeit.
Die Erneuerung der verwitterten Sockel48) geschah in
unexakter Ausführung; der ganze Chor gleich einem
Theile der Südseite des Langshauses strich man mittelst
grauer Oelfarbe an, als ob die natürliche Farbe des
schönen Quadergesteins erst einer Uebertünchung bedurft
hätte! Doch gelangte man, ehe die übrigen Theile auf
diese barbarische Verschönerungsweise behandelt worden
waren, zur Erkenntniss; man übertünchte nicht mir nicht
weiter fort, man entfernte mittelst Kratzeisen sogar wie-
der, was man an Farbe und Arbeit überflüssigerweise
bereits geopfert hatte und zwar auf Kosten nicht nur des
Kirchensäkels allein, sondern noch mehr auf Kosten des
gesunden Schönheitsgefühles. So ist dem Chore durch
solch' ungehörigen Verputz bis auf den heutigen Tag der
Schein von dürftigem Mauerwerk gegeben, während der-
selbe gleich dem übrigen Gesammtbau aus monumentalem
Quadergestein aufgeführt ist40). Dem Uebel hätte frei-
lieh längst abgeholfen werden können. Auch dem ganzen
Innern gab man, — wie es übrigens anderwärts bedauer-
licherweise auch geschehen, — bei Anlass jener Renovation
den grauen unvermeidlichen Anstrich.

Dass endlich der gegenwärtige Zustand der an sich
schön und zierlich gehaltenen Seitenportalnischen nicht
geeignet ist, den äussern Anblick des Bauwerkes zu er-
höhen, wird erklärlich, wenn ich bemerke, dass deren
Renovation in die Zeit eben jener 30er Jahre fällt und

4S) Die die nördl. Aussenwand des Langhauses geschinükten Fresken wur-
den bei Anlass dieser Erneuerung grösstcntheils zerstört.

*') Mit Ausnahme des Hochwerkcs des Mittelschiffes, des Uhrgehäuses auf dem
höhern Thurme und der Thurmkuppel besteht der ganze Bau aus Quadern der
Ucberlinger Molasse, einer tertiären Sanilsteinbihlung. Die vielfach bemerkbare
Feuchtigkeit im Innern des Münsters entspringt nicht etwa einem mangelhaften
Wasserabzugssysteme, sondern der E r d f e u ch t i g k e i t, welche, die Felsen des
Molassegebirgszugos, auf denen unser Münster unmittelbar ruht, durch-
dringend, sich den Hockeln der Umfassungsmauern und Säulen mittheilt, ohne übri-
gens dura Gesteine selbst bis jotzt Gefahr gebracht zu haben (?).
 
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