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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0073
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— 59 —

ist hier geschehen. Das Beste daran, von der Anordnung
des Ganzen abgesehen, sind die fünfzehn kleinen
Run dt afein in Holz, die Geheimnisse des Rosen-
kranzes darstellend. In kräftigen Reliefs, ebenso geist-
reich in der Conzeption, als meisterhaft in der Ausfüh-
rung, ist in demselben die ganze Leidensgeschichte Jesu
dargestellt. Als die Verfertiger dieser Rnndtafeln sind
die Gebrüder Martin und Michael Zürn (Zirn ?) von
Waldsee genannt. Der Plan zum ganzen Altare soll vom
Ueberlinger Meister Jörg Zürn74) entworfen (?) und von
ihm die Statuen der Jungfrau und der übrigen Heiligen
geschnitzt, der Altar 1040 vollendet worden sein.

Ein Prachtwerk der Spätrenaissance folgt nun im
s. g. Schultheissen- oder Haubert-Altare. In
feinen und eleganten Formen und Verhaltnissen von
Meister Jörg Zürn 1G04—1607 entworfen und ausgeführt,
zeichnen sich besonders seine meisterhaften Steinreliefs
aus, Tod, Krönung und Verherrlichung der Maria dar-
stellend. Die ornamentale Einfassung, durchweg in weisser
Farbe mit Gold gehalten, zur natürlichen grauen Farbe
des Gesteins vortrefflich stimmend, zeugt vom besten Style.
Besonders die herrlichen, durchbrochenen Säulen mit ihren
korinthischen Capitülen zeigen neben der zierlichsten Aus-
führung die schönsten Verhältnisse.

Es folgt jetzt unter der Zahl der Schnitzaltäre der
1701 gestiftete Hofacker'sche Flügel-Altar, ein
ungemein figurenreiches Holzschnitzwerk. Die niedlichen,
in grosser Anzahl angebrachten, bunt bemalten Figürchen,
zum Theil drollige Gestalten mit seltsamen Körperstel-

:4) Dieser Jörg Zürn oder Zirn, darf jedoch nicht mit dem Meister unseres
Hochaltares verwechselt werden. Das Geschlecht dieser „Zürn" scheint übrigen«
eine förmliche Künstlerfainilie repräsentirt und in Uebcrlingen seinen Wohnsitz
aufgeschlagen zu haben; wir kennen die Namen Jörg, Martin, Michael und Josef.
Jörg Zirn, Stein- und Bildhauer, Jakob Schmaler, Stein- und Bildhauer, Hans Jörg
Butschlein, Holzschnitzer und Hans Jakob Dabbert, Bildhauer aus Danzig, werden
in einer Orlg.-Urk. auf der Stadthihl. — genannt; sie lebten Alle in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts in Ueherlingon.
 
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