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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0074
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— 60 —

hingen und Verrenkungen, zeugen bei allem naiven Kunst-
geschmack doch von einem gewissen technischen Geschick,
wenn auch die ganze Auflassung, ähnlich wie in der nie-
derländischen Schule, nicht mit dem Ernste und der Tiefe
des dargestellten Gegenstandes harmonirt. Derselbe be-
handelt in dem einen Felde Christus im Grabe; als fol-
gende Gruppe den Kreuzgang und als Hauptblatt die
Kreuzigung Christi. Die Altarflügel enthalten die Dar-
stellung der Kreuzertindung und die Aufstellung des
Kreuzes durch die Kaiserin Helena.

Lag die Ausstattung der Altäre meist noch in den
Händen der Holzschnitzer, so war es doch auch der Maler>
dem oft das Hauptstück übertragen wurde. Dieses bil-
dete den Mittelpunkt des ganzen Altaraufbaues und wurde
mit mehr oder weniger reich geschnitztem Rahmenwerke
umgeben, welches nur allzu häufig in Formen ausartete,
die gegen alle Gesetze einer gesunden architektonischen
Dekoration verstiessen. Dazu gesellte sich noch die Ueber-
füllungvon Giebeln, Vorsprüngen und Gesimsen mit Engeln
und Heiligen in allen denkbaren Stellungen. Solchen Al-
tären aus der Barok- und Zopfzeit, — unwerth einer be-
sondern Besprechung, begegnet man leider auch unter
Denjenigen des Ueberlinger Münsters.

Ein Werk bessern Styles finden wir erst wieder in
dem Si gier'sehen Altare mit seinem schönen Ge-
mälde von der Kreuzabnahme Christi. Die ziemlich ver-
breitete Annahme, es sei dieses Bild von der Hand des
Domenico Zampieri, genannt Doinenichino, stützt sich
nur auf Vermuthungen, wenn auch unstreitig die Vorzüge
des Werkes nach seiner ganzen Anlage, Auffassung und
Ausführung auf einen Meister der guten Zeit schliessen
lassen75). In der Nische vorher, im Waibelschörlein,

75) Die Abnahme des alten Firnisses und dessen Ersatz durch Neuen, sodann
eine bequeme, am Fenster anzubringende Vorrichtung zur Abwehr der sengenden,
das Bild gefährdenden Mittagssonne, wäre höchst wünschenswert!!!
 
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