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Allgeyer, Leo
Die Münsterkirche zu St. Nikolaus in Überlingen: ein Beitrag zur Baugeschichte und ästhetischen Würdigung des mittelalterlichen Denkmals — Wiesbaden, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.8493#0083
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— 69 —

Darstellungen der Kreuzigung treten die Oelberganlagen
hervor, mit dem betenden Christus und den schlafenden
Jüngern im Garten Gethsemane.

Eine der frühesten ist diejenige zu Warburg in
Westphalen, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Der Ueberlinger Oelberg nun ist besonders
vollständig ausgestattet, denn man hat für diesen Zweck
einen achteckigen Kapellenbau mit Sterngewölbe errich-
tet und statt den Wänden weite mit einem elliptischen
Bogen überspannte Oeffnungen angebracht, das Ganze
aber durch ein steinenes Flechtwerk — einer nachge-
ahmten Gartenhecke — umschlossen. In dem durch ein
farbiges Ziegeldach bedeckten offenen Baume sind die
bemalten Statuen Christi und des Engels auf einer Er-
höhung angebracht. Das Ganze ist ein Muster sinniger
architektonischer Anlage 85).

Ueber die nähere Entstehungszeit sowohl als über
den Meister des Werkes fehlen, wie über so vieles An-
dere, alle zuverlässigen Nachrichten86). Die Behauptung,
dass derselbe ursprünglich beim Münster zu Constanz
aufgestellt gewesen und „wahrscheinlich" in unruhigen
Zeiten später nach Ueberlingen geflüchtet worden sei,
entbehrt jedes urkundlichen Anhaltspunktes und ist über-
haupt in und an sich unhaltbar.

Warum sollte denn gerade ein steinfester Oelberg
.,geflüchtet'' worden sein V etwa um ihn vor Zertrüm-
merung zu schützen? Da wäre wahrlich manch' Anderes
weniger Niet- und Nagelfestes zu schützen und zu retten
gewesen! Wer das feinkörnige Gestein näher untersucht,
aus welchem die Kapelle besteht und die scharfe Kan-
tung betrachtet, ferner wer bedenkt, wie die in der
Kegel mittelst Eisenklammern zusammengehaltenen Qua-

65) Vgl, Liibke, Vorschule.

Die vorkommenden Monogramme sind „Steinmetzzcichen", von denen
einige sich im Münster wiederholen.
 
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