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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 1.1881

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Heft 3
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Stand der Restaurationsarbeiten des Constanzer Münsters, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8574#0055
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6. St. j)irmin, frän.kischer Regiormrbischof, landet ans der Inse! Reichenan und reiniget das Liland von
dem gesiirchteten Gewürm und legt den Grnnd zmn nachinals berühniten Aloster Reichenau.

Fnr die drei obern Felder wählte inan als Gegenstand die hervorragendeii Rulturbestrebiingen
von Reichenan nnd St. Gallen in Aunst nnd Missenschaft. Deßhalb ist dargestellt

7. wie §t. pirmin cinen kllönch znin Rlosterbau Reichenau anleitet,
s. die 5t. Gallener Mönche in ihrer Bibliothek,

q. wie die Nönche von Reichenau den stl. Gesang pflegen nnd das 5a!ve Regina singen sdieses wird

bekanntlich dem Mönch Rermannns (lontraetus daselbst zugeschrieben).

In diesen drei Darstellungen stellte der Aünstlcr die zwei geistigen Bäter von Reichenan und 5t. Gallen,
5t. Gallns und 5t. pirmin, unter die sxätern geistigen 5öhne.

In obern Maßwerksnllnngen erschcinen die zwei hb. Aposte! Iohannes nnd Iakobns d. A., die Namenspatrone
des Donators Iohannes Iakobns von Mayenfisch-Rappenstcin, dcsscn 'vappen im obcrsten .fiiwickcl angcbracht ist Diese
Naz>enfisch-Rapxeiisteiii waren s. Zt. „Gotteshusleiitc" des Alosters 5t. Gallen und so ist es eine schöne Fügnng. daß ein
Nachkomme jetzt noch dem hl. Gallns nnd seinein Aloster zu einem Nonnment verholfen hat.

Der Larton nnd das Glasgemälde wnrde durch Iosef Msterrath in Tilfs sBelgien) ausgeführt. Der
Meister hat seine Anfgabe glücklich gelöst; die Lonccption ist schr naiv nnd frisch empfunden rmd deßhalb sür die Ieit der
Uapclle angemessen; bizarre verzeichnungen sind ziemlich vermieden, dagegen tragen die Gestalten das Gepräge früherer Zeit.

Um die y Grnxpen ist cin wohlgelungenes Grnamcnt geschlnngen. Die Farbenwahl (namontlich schwarzgrüne nnd neutralc

Töne) ist als sehr glücklich zu bezeichncn Der blaue ksintergriind ist wohlthnend, doch dürfte derselbe gemnstert sein. Eine
Dissonanz liegt zwischen der stilvollen Durchführnng der Figurcn nnd des Grnamonts einerseits und der natiiralistisch gehal-
tenen Landschaft andrerseits. Im Ganzen nnd Großen ist der Eindruck des Gemäldes sehr günstig. Der preis ist
erstannlich billig.

Die Gewölbefelder bedurften blos einer leichten Ausbesserung, der 5ch!nßstein (das ksaupt des lserrn im Arenz-
nimbus) wurde neu gefaßt sammt den Rippen.

An der Frontseite bleibt das alte Lhristophorusbild nnversehrt erhalten nnd wird lsistorienmaler L. 5eitz in
Rom anf Zink ein stilvolles nenes Bild herstellen, welches über dem jetzigen anzubringen ist. Ueber diesem erhebt sich auf
Lonsolen die Areuzignngsgruppe. Dcr Lhristnskörxer ist alt und fand sich in einer Gehrkammer des Uiünsters vor, Maria
und Iohannes sind von Professor Tobias weiß in Nürnberg geschnitzt. Einen Altaranfsatz und Antipendium soll
Bildhaner Lberlo in Ueberlingcn nach Lärs Entwurf noch erstellen. An der Rnckwand ist der süße Name Iesn mit
schwungvollem gothischem Grnamente angebracht; das 5pruchband trägt die Morte: „Im Namen Iesu sollen sich alle
Aniee beugen."

Unter der Fensterbank ist ein Teppich gcmalt, der sich auf der Rückwand fortsetzt Die im gothischen Naßwerk
angebrachten Embleme sind Darstelliingen aus der Lanretanischen Lytanei (geistlichcs Gefäß, geistliche Rose, elfenbeinener
Thiirm, goldenes ksans, Arche des Bundes, läimmolspforte, Morgenstern); mit dem Namcn Iesn war auch der Name Naria
von den Boten des Evangeliums verkündet.

Auf dem Boden ist das höchstinteressante Grabmal eines Muntprat. Die Grabxlatte wurde thnnlichst ergänzt.
(Näheres im nächsten kseft). Die Aapelle ist durch ein altes eisernes spätgothisches Gitter abgeschlossen

Nachdem diese beiden Aapellen so gnt wie vollcndet sind, ist man im 5tande einige 5chlüsse zu ziehen: (. die
künstlerischen Aräfte sind vorhanden, um die Aapellen des Nünstcrs nach den Anforderungen unserer Ieit zn restauriren.
2. die zwei eingesetzten Glasgemälde werfen jetzt schon auf ihre Umgebung ein so angenehmes Licht, daß durch Fort-
führung der übrigen Gemälde eine ganz mysteriöse 5timmung des ganzen Gotteshanses erzielt werden wird. s. Nachdem
ein Anfang gemacht ist, läßt sich an den daran ausgestellten Mängeln etwas erlernen, so daß die iiächsten Arbeiten vollkommen
gelingen müssen. Und was 4. die lsauptsache ist, haben bereits sich p weitcre Donatorcn gemcldet, welche namhafte Beiträge
für die 4 nächsten Rapellen gesxendet haben 5o wird das begonnene Merk nicht stille stehen und wird das nächste Iahr
uns mit manchem nciien Uderke beglücken. Darum Glück auf!
 
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