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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Editor]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 2 und 3
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Die ersten neueren Restaurationsarbeiten im Münster in Konstanz. Die St. Konradikapelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0031
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ritiuskapelle nnter freiem l^iimnel begrabe.*) Tein Mille wnrde erfnllt. wohl nicht lange nach
feinem Tode nberbante man jedoch in der romanifchen Zeit feine Grabstätte mit einer Kapelle,
wslche scheints leider bei einem großen Lrdbsben mit dem Alnnstsr schwer befchädigt wurde.
IVenigstens hat Bischof Gebhard IIH ein Tohn des Lferzogs Berthold I. von Zähringen,
des Ttammvaters nnferes badischen Kirstenhaufes, den Grt der Begräbnis im Iahre 1085
in fo trostlofem Instande vorgefunden, daß er beschloß, die hochverehrten Ueberrefte
des großen Bifchofs zu erheben nnd hinter dem orneis" (Altar des hl. Rreuzes)

beiznsetzen. **) Der Barkophag blieb an der Btelle zurück, und ein j)robst bseinrich ließ
das Grab fogar mit einein schönen Ulonnmente fchmncken und die Rapelle darnber von
Benem erbanen; er gab ihr den Titel B. Nikolans, weil Aonrad noch nicht canonisirt
war. 2lls jedoch zahlreiche Ivnnder am Grabe geschehen waren, erlangte Bischof Ulrich h
ein Graf v. Uillingen bei jOapst Talirt am 28. Atärz U23 die cheiligsprechnng. ***) Ua-
mit gewann die Ttätte neuen Glanz und Thren. Im Iahr 1283 fand es Oomherr
Ulrich von Ueichenthal fnr nöthig, die Rapelle ernenern zn lasfen und er erbante die
noch jetzt bestehende Rapelle im gothifchen Ttils; sie ist im Grnndriß ein Uechteck über
welchem ein einfaches Rrenzgewölbe mit Tchlnßstein geschlagen ist. Gegen Mesten steht
sie in verbindnng mit einer gothischen Uorhalle, die von zwsi Tänlsn getragen ist und
felbst wieder in die Rrz;pta, die Gberkirche nnd dem Rrenzgang mündet. Die T>t. Aon-
radikapelle hat überdies zwei Ansgänge, den einsn, auf den frühern Rirchhof der bifchöf-
lichen Beamten, den andern in den Rrenzgang (letzterer wnrde der Zwsckmäßigkeit halber
bei der Uestauration zngemansrt, während der erstere, fsither verfchlossene, wieder geöffnet
wnrde). Uöchst intereffant ist die Gftwand; hier galt es, einmal einen Altar anfzurichten
nnd fodann die Grabstätte des Lseiligen zn fchonen. Dies geschah in der weife, daß man
den Altar ans dem Alittel gegen Norden fchob nnd dann dnrch eine gewölbte 1 Aleter
tiefe Nische das Grab ein für allemal ksnntlich machte. Lfier lag anch anf einem Tchragen
von Tichenholz ein 2/ Aleter langes Aeliefbild des cheiligen in Tandstein gehauen, es
zeigt Tt. Ronrad als Ganzfignr in bifchösiichem Grnate mit Lfeiligenschein nnd gehört
der Bauzeit der Rapelle an. Die Rapelle war nrsprünglich bemalt; das jetzige Teppich-
mnster mit Granatapfel ist eine Nachbildnng des frühern; an der Vestwand konnte man
nach Vegnahme der Tünche Tpnren von Hreskomalerei entdecken. Ganz dentlich aber
traten dieselben an der chanptwand gegen Gsten zu Tage, als man den wurmstichigen
Renaiffancealtar wegnahm. In der Achfe des Altars befand sich ein verstümmelter
Rragstein nnd nm denfelben herum Glorienengel mit Alandolinen nnd andern Alnsik-
instrumenten. h) Vir müsfen dieselben der Zeichnung nach in die fpätgothifche Zeit fetzen,
sie zeigten anch Uebermalnng. Die Rapelle wurde im Iahre 1588 einer Trnenernng
nnterzogen in der Art der Gberkirche; sie wnrde übertüncht und die Gstwand dnrch
einen Renaifsancealtar verstellt. Derfelbe ist in den Hormen musterhaft, das eingeschlosfene
Gelgemälde, der hl. Ronrad mit segnender Aechten aber werthlos. Ttifter des Altars
war der Domherr Tlndreas Vendelstein . . , desfen Bildniß auf dsr j?redella mit der

*) Die Stellung dieser Uapelle zum Nnilster in der romanischen Periode war etwa wie diejenige der Baptisterien
zu den Domen in Florenz, Pisa; sie lag also getrennt vom Fsauxtbau und innerhalb dieses Iwischenraumes, der 'Napclle
nahe, lag das fragliche Grab.

**) vgl. Nlarbe N. Das Leben des hl. Nonrad, bei lserder in Freiburg. Z87S. S. 7-^ ss.

***) Das bischöfl. Schreiben und die Lanisationsbitte mitgetheilt bei Marbe S. 80 sf., wo auch das erste St. Uon-
radifest in Aonstanz beschrieben ist.

1°) Der Gruxpirung nach zu schließen, muß sich auf dem Aragstein eine Statue oder eine Reliquie befunden haben.
Bei der Restauration konnte man leider diese Malerei nicht schonen und man mußte sich mit einer pause derselben begnügen.
 
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