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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 2 und 3
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Wandgemälde in Konstanz aus dem 14. Jahrhundert, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0045
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2. Der geschichtliche Hintergrund der Hreskobilder.

Oie Oarstellnngen sannnt der darnber stebenden Legende beziehen sich also auf die
Bereitnng der Leinwand nnd der Leide. Dies drängt uns die Hrage ans:'was baben
diese Darstellnngen gerade in Konstanz zn schasfen? l5>ie sind mit den noch vorbandenen
schristlichen Aufzeichnnngen und nmndlichen Traditionen ein Beweis dafnr, daß in Aon-
stanz die Bereitnng der Leinwand in hoher Blnthe stand; und ihr schloß sich vielleicht
in den bescheidenen Grenzen der Gnrtelwirkerei auch die ^-eidenindustrie an. Indein wir
des beschränkten Raumes balber die sehr interessanten Aussührungen Lttmüller's über-
gehen, welche sich auf die uralte ^>itte des i^pinnens und webens deutfcher Lrauen
beziehen, die fchon Tacitus beschrieb, die in den Minnesängsrn ihre Lobredner erhielt,
und der felbst HörmanE Ooiüraetim (chermann der Lahme) von Beichenau h s054 Zwei
Gedichte widmete,*) wollen wir über die Konstanzer Leinwandindustris, die ausübenden
Veber und den Leinwandhandel einen kleinen Beitrag liefern. Beim Aufblühen der l^tädte
findet man fchon Anfangs des s2. Ihdts. neben andern Gilden oder Zünften auch die-
jenige der Leineweber, so insbefondere in Aachen, Röln und Gent, wo man freie Tuch-
macher und Leineweber antrifft. Diese Aünfte wurden bald fehr mächtig und die Throniken
wifsen von manchem Ltrauß zu erzählen, welcher zwischen Zünften und Gefchlechtern
ausgefochten wurde.

Lo blühten diese Aünfte in Bord- und ^üddeutfchland heran, befonders thaten
sich Ulm und Augsburg hervor. Bach den 2lngaben bei Lttmüller l. c. arbeiteten in
Augsburg anno s523 über 2ch Tausend Meister und sie lieferten 55000 Ltück Barchent
und über 20000 ^tück Leinwand.

In Ronstanz war die weberei ebenfalls in hoher Blüthe. Die älteste verordnung
über Lsinwandhandel erließ daselbst der Bath am s5. April s285. Akone thut aus den
Urkunden dar, wie besonders nach Italien hin lebhaft mit der „tela äi OostMLL" Uandel
getrisben war. Konstanz stand mit venedig, Mailand, Toskana,Genna, j?iemont,Savosen,
Katalonien **) in Verkehr. Die Konstanzer Leinwand war fehr gefucht; ebenso kam sie
in den verkehr nach Frankreich,***) Geldern, Lothringen, Belgien und den Niederlanden
(Brügge, Antwerpen). Die Leinwand „wurde immer in Läsfern expedirt; auf dem See
wahrscheinlich deßhalb, um diefelbe nicht den Tinflüsfen fchlechter Vitterung auszusetzen
und sie im ^alle eines Schiffbruches retten zu können." (vgl. Thurgauer Ztg. s882,
Nr. 229 „Thurgau's chandel im Atittelalter.")

verschiedene Verordnungen des 2tathes sorgten dafür, daß die Leinwand in vor-
züglicher Güte und in gerechtem Alaß in den bhandel kam.

Lin Biedergang in den Zünften der Gerber und Leineweber tritt im s5. Iahr-
hundert ein; Tttmüller erklärt denfelben als eine Holge der durch das glänzende Tonzil
zu Konstanz (1415—18) zerrütteten gesellschaftlichen und gswerblichen Verhältnisse. Damit
wollen aber die folgenden Thatsachen nicht stimmen, die den öchultheiß'schen Tollectaneen

*) Er besang die Bearbeitung von Leimvand, Flachs und wolle. Lange vor ihm zählt Abt wolfred von Reichenau
anno 8-^3 in einer Urkunde eine Anzahl Mrte, worunter Meringen, Tnttelingen auf, welche zum großen Nutzen des Alosters
ihre jährlichen Abgaben in 6anf und leinenen Fäden gaben. l. c. S. 23L(iZ).

**) Auf dein Markte zn Barcelona (Katalonien) war die Uonstanzer Leinwand berühmt.

***) In Lnr snr Lsins, 1roz-68, ?rovill8 n. I-NAU7, L.viAN0N, Lnnesir. An diesen Staxpelxlätzen war viel sxäter
noch Nachfrage nach der „Aonstanzer Leinwand", nachdem diese Industrie allhier gesunken war und der Schwarzwald und
die Schweiz ihre waaren als tsla äi 6o8tg.L2N dem Markte zuführten. Diese Mittheilung stammt aus der Familie vincent,
welche im Seidenhandel Menschenalter hindurch nach allen Seiten hin Fühlung hatte.

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