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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 2 und 3
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Wandgemälde in Konstanz aus dem 14. Jahrhundert, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0048
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die schweren Mirren der Reformation herein. Tlnno l826 zog die Geistlichkeit ab; das
volk mnßte sich durch den großen Zlnssall am Oerdienst „die Linen zum Anbau ihrer
Güter anschicken", Andere snchtsn den Leinwandbandel wieder ausznbringen. Ginige
handeltsn init Barchet, weshalb viele Veber von Tlugsburg nnd Ulm bieberzogen. 2lnr
2l. Atärz s528 besabl der Aatb den verordneten außerhalb der ötadt 5000 fl. gegen
gebnrliche verzinsung aufzunebnren und dieselbigen an Leinwand anzulegen, und war der
Anschlag, ob man den Leinwandhandeh so vor dsm Loncilio hier gewesen, wieder her-
bringe. Atan bewarb sich allenthalben nm Aanfleute, die das Ihrige an die Linwatt
legten. Gs müßte auch die Aaite gleichsalls Merg kansen, dasselbige den armen Lenten
zu spinnen geben, und daraus Leinwand machen lassen. Ls zogen viele liederliche sd. b.
arnre) weber aus dem Thnrgau herein, desgleichen etliche Barchetweber von Augsburg
kamen auch her. Ls wurde rioch eine Malke gebaut in die Aisemühle bei Uhldingen,
denn man hat noch eine Bleiche gekaust, da möchte die eine walke im Ahein beide
Bleichen nicht sertigsn (regsn). Aber diese Valke ward hernach 1541 wieder abgebrochen,
denn sie nichts sollt. Gs kam Liner von !5>t. Gallen her, Namen Gtmar ^erber und
sein vetter chans Lchirmer, die eine Gesellschast mit Bastian Gaisberger hatten. Ueber
stliche Iahre zogen sie wieder hinweg. Nachdem kain der Leinwandhandel wieder in
Abgang „bis er wieder zergangen ist."

Uoch schon 1566 mußte ^chnltheiß in seinen Lollectaneen eine Lsebung des Lein-
wandhandels erwähnen, indem er schreibt:

Im Iuni wurde die nene walke in der Niesmühle gebaut, da die alte walke
vor dem großsn wasser nicht mehr gehen konnte. Audem mochte sie den Bleicher nicht
sertigen, so viel Leinwand wurde hier von den Raufleuten gekaust, als Gall, Tritt, Brendle,
cherterich u. a. m. *)

Im Iahre 1610 hatten sich visr Ronstanzer Bürger mit dem Klrstabte von St.
Gallen in eine Unterhandlung eingelassen, wornach sie sich bemühten, den Leinwandhandel
von Aonstanz nach Rorschach zu ziehen, weßhalb ihnen am 22. Gct. 1610 das Bürger-
recht gekündigt wurde.

Anno 1624 (13. Hebr.) wurde verordnet, daß im Leinwandhandel wie von Alters
her vier Lllenmaße sollen gebraucht werden, aus welchen, wenn es Nürnberger Ataß, ein
wenn es Ronstanzer, ein 0, wenn es Atailänder, ein U und wenn es Znrzacher, ein 2
gemacht werden solle.

Um die verfälschnngen der Leinwand zu verhüten, wurde eine Atarke ausgedruckt
mit einem gewissen Ltamps.

Die Leinwandbank war schon 1584 m die ehemalige Zunst zur Talzscheiben ver
legt; anno 1564 war der „webgaden" in den ir>chnetzthorthurm verlegt worden.

1696 und N?0 wurden walken an der Nheinbrücke errichtet. In unserm Iahr-
hundert blieb der Leinwandhandel bis in die dreißiger Iahre noch sortbestehen und war
zuletzt in den Lsünden der Hamilien Thumb, vanotti nnd Lsaus; die verkaufsstätte war
der vorplatz des Tonzilnunssaales; es kamen dabei viel waaren ans württembsrg nnd
meistens ^-chweizer als Aänser. Anch ins Ausland wanderte bereits viele waare vom
Tchwarzwald und der Lchweiz nnter dem alten Namen „Ronstanzer Leinwand, tela äi
OostaiiLL". öo endete eine Industrie und ein Lsandel, der nnserer i5>tadt einst so reichliche Tin-
künste brachte. Ans jener Zeit nnn, wo die Leinwandweberei ihre erste Blütheperiode hatte,

*) Nach Marmor's Auszngen aus den Schultheiß'schen Lollectanen, Nanuscript.
 
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