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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 4
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Zur Geschichte von Konstanz in fränkischer Zeit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0061
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nissen belegt. Merkwnrdiger IDeise lüßt aber die dem Iahrbnndert angehörige alte
Ronstanzer Lhronik (s. Mone, (l)nellensaimnlnng, Bd. I. ^eite 309 8sj.) den Lischofssitz

Lhur mit den rätischen Alpenüborgängen, endlich iiber Vitoäurnm (Dberwinterthnr) und Bregenz mit ^.ugmstu Vinä.
(Angsbnrg) und dem inittlern Dcmangebicte in strategischo und commercielle vcrbindung.

Ls war zunächst die IiS§io Rnxnx, auf Lcgionsziegeln anch 0. (OnIIien) oder N, II, (OnIIien ItnMx) genannte
2Z. Legion, welche nach der den lselvetiern von Onsoinn am Botzberg geliefertcn Schlacht (Ino. Irist. I. 67) in Dindonissa ihr
Vuartier genommen. Aber schon im daranf folgenden Iahr brach aus Anlaß des von Livilis erregten Aufstandes der
Bataver und andrer välkerschaften am Niederrheino die jetzt von Sextilius Felix gefiihrtc 2Z. Legion nnter Zuzug rätischer
Hilfstruxpen gegen dio Aufständischcn nach dem Niederrhcin auf (ä'uoit. Iiist. IV. 70) und wurde nun fiir lange Zeit durch
die untcr A. vcspasian aus Illyrien herbeigezogene i^. Legion (Oluuäiu piu üäoli8), auch 6. I', V. d. i. Ooiniuu piu Iläolis
genanut), abgelöst. Bei A. vespasian scheint iiberhaupt der Mrt vindouissa in großer Guust gestandeu zu sein, denn ihm
errichteten die Bürger von Vindonissa einen Triumpbbogen, dessen Onschrift noch großenthcils eichalten ist uud lautete: Imp.
'I. Vssxusiuuo. ^UA. VII. 6os. ... urouiu viouui Viuäouisssuss... 6ur. 1. Vrbuuio Nuttous. 1. Vulsr. iVibuuo I,, Vstnrio
ÄlsIIooot. Unter A. Alexander Severius zog die tl- Legion von windisch fort und die 2^. Legion, dio sich jetzt ?. XXI.
8. 6. VI. d. i. 8svsriuuli Ooustuiis Vistrix nannte, kcchrte wiedcr dorthin zurück. Eine Illenge zu uud bei windisch gefundencr
Ziegelstempel nnd Gedenktafeln beivahrcn das Gedächtniß an die „kühnen" und „treucn" Arieger der und 2l. Legion n»d
den Standort der letztern. So besagt eine Inschrift an der Kirche von Gcbisdorf (rechts der Reuß): N. Llu§iu8. U.Il. ?ob.
Nu... us. Vsrouu. NII. I-SF. XI. 6. II II Nuroi Noässti nuuo XXXIII. sx tostuursuto II. II 6. I, Iluuius 8eouuäus
(j, Loumuus Vsrsouuäus. H. 8. II Line audere zu Altenbnrg (Oustrnm Vinäouiss.) gcfundcne Inschrift lautet: I,, VLdVIIO
kol. NXXINO vo IIiII. OoL. NIV. 1,00. XI. 0. I', II M8V80L IV XI,VIII 811?. XX II, 8. II 6. II080IV8
0N?8X0V8 IIIIR. ?X0. OVR. Ein zu windisch in altem Gemäuer zuni vorschcin gekommener Denkstein ist in Uncial-
schrift beschrieben: Nil. Isx. XXI ruxuois uuuor. XVIII stixsuä. XIIX_busrsäss Lo. our. b. 8. s.

Nachdem der platz mit der nnter Domitian oder Trajan erfolgten verlegung der römischen Grenzarmee an die
Donaulinie seine militärische Bedcutung für Rom zeitweise verloren hatte, gewann er seine volle wichtigkeit wieder, als unter
Gallienus die Donaulinie und der Grenzwall den Alamannen preisgegebcn werdcn mußte und der Rhein aufs Neue zur
Reichsgrenze wurde. Inst unter den Mauorn von vindonissa wurde zwischen den Römern unter Lonstantius Lhlorus und
den Alamannen um sos eine für die Lrstere siegreiche Entscheidungsschlacht geschlagen (Eumen. Paneg^r. in Lonst.) und der
spätere A. Valentinian I. erbaute zum Schutze des wichtigen platzes in nächster Nähe desselben um zsy das Oustruur Viu-

äouisssuss (Altenburg), wie eine zu Altenburg gefundene Inschrift bezeugt. Ls ist ausfallend, daß, während die Peutinger-

tafel und das Itiusruriuiu 8ulp>. Xutouiui des Vrtes vindonissa Erwähnung thun, der in die Zeit valentinians III. fallende
libsllus (uot.) proviuoiur. OuIIiuruM nnrmehr das — nach der gleichen Vuelle zur ?roviuoiu Nuxiiuu 8o<zuuuoruui (kfauxt-
stadt Vssoutio) gehörende Oustruui Viuäonisssuss aufführt. Line an Grt und Stelle ausgegebene Terracottascheibe mit
der Abbreviatnr: Nou. Imx. enthält das letzte Zeugniß über das römische viudonissa nnd ist wohl selbst dem Trümmerschutt
entnommen, in welchen unter dem schwachen bfonorius die stolzen Mauern vindonissas durch die um -xo? selbst bis nach
Jtalien vordringenden Alamannen verwandelt wurden.

Roms Götter, von welchen Iuxpiter einen Tempel — mit dcr Inschrift: (i)u Iiouo(rsw) äovis tsuipl...

oous. L.solsxiuäös 8. 1. Vsruus Ilisp. Viouuis. Viuä. äs suri rs., die D i a n a ein suoruui mit der Inschrift: Viu(lluo)

8u(oruui) (?)Iuooiu8 t(soit) 8. Vst(srullus) ?SA... und Mercur einen jetzt im Außengemäuer der St. Martinskirche eiu-
gemauerten Altar hattcu, hatten die Stadt vindonissa nicht vor dem Falle beschützt. Ihre und andere Idole
wurden unter dem Schutte mitbegraben, wenn sie nicht schon vorher, wie man aus den Fundstellen derselben schließcn will, übcr dio
Stadtmauern geworfen worden sind. Das spätcstens seit Lonstailtin d. Gr. nach vindonissa verpflanzte Lhristenthum abcr
uud das dortige — ohne Iweifel noch in romischer Zcit errichtete Bisthum übcrdauerte durch Gottcs Fügung den Sturm
der völkerwanderung. Me wäre es sonst erklärlich, daß schon sür das I. s^, da die Ivogen dcs Völkersturmcs kaum crst
zur Ruhe gelangt waren, urkundlich ein Bischof von AAndisch nachgewiesen werden kaun? Es ist dics B. Bu bulcus von
Mndisch, der auf der im I. S(( zu ?i>uollki (Opuiiniini) in wallis abgehaltenen bnrguudischen Synode miterschienen war
und hier unterzeichnete: VVLVV0V8 iu Obristi uoiuius sxisooxus oivitutis Viuäouissus. Auf dem fränkisch-burgundischen
Loncil von Llermont (urbs Xrvsrususis) erscheint szs ebeufalls cin Bischof von Mndisch Ns. Grammatius. Er war
wohl dcr Amtszeit nach der Iüngste nnter den hier vcrsammelten Bischöfcn, da er an letzter Stclle unterzeichneto und zwar
als spisooxus soolssius Vinäouissus. Dcrsclbe Bischof befand sich auch auf dcr Synode von Grleans, welche um s-u im
Lando A. Lhildcberts I. (von Grleans und Paris) abgehalten wurde und anf welcher er als dcr ^yte Bischof des Loncils
sich untcrzeichncte: Oruiuiuutius spisoopus Viuäoususis. Ebeuso war cr nnd zwar mit seinem Metroxolitcn Arbikus von
Besangon um 5-49 anf der s. Synode von Grleaus, eincin glänzenden Provincialconcil, thätig. Nach Becndigung dieses
Loncils begab sich cine Anzahl fränkisch-burgundischer Bischöfe nach Auvergnc zu einem Nachconcil, darunter der Metropolit
von Besamion, nicht aber dessen Sufsraganbischof Grammatius von Mindisch. Die Akten der fränkischen Loncilien vermelden
überhauxt von nun an keinen Bischof von Mndisch mehr.

Die Stadt vindonissa mit dem Oustruui Viuäouisssuss hatte sich über die ganze große Fläche ausgedehnt, auf der
heute die Grtschaften Ivindisch, Gebisdorf und Altenburg, das ehemalige Kloster Aönigsfeldcn nnd die Stadt Brugg sich
befinden. Jhre Ruinen sollen iin x-x. Iahrhundert beim Baue des Alosters Aönigsfelden als Material gedient haben, woher
es kommen mag, daß von den römischen Bauwerken vindonissas über dem Erdboden in unsere Zeit herein nichts mehr stehen
geblicben ist, als der trotzige „schwarze Thurm" an der Aarbrücke von Brugg. Auch cine unterirdische römische lvasserleitung.
welche noch im Gebrauche ist, dic Area cines Amxhitheaters, welche dem Alterthümsforscher in Gestalt der sog. Area Bärlisgrube
(Lorsiuis, Rsrsiusio, Lsroiussi, ?sriiu8iuin u. dgl. heißcn in altitalieuischen Arkniiden und im italienischen volksmunde die
 
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