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Kopf der Athena Parthenos des Pheidias.

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theil (Wiener Vorlegebl. A Taf. 5). Auch hier, wie bei der Helm-
form, schloss sich Pheidias also an liebliches und Ueberkommenes an.

Dasselbe ist der Fall, wenn er über die freien Flächen am
Hinterkopf, wie es schon die archaischen Münzen thun, ein stilisirtcs
Rankenornament ausbreitet. Das constituirende Element desselben
hat der Kölner Kopf richtig- bewahrt. Es ist ein langer, gebogener
Stengel, der in zwei nach entgegengesetzter Richtung- gewundene
Spiralen ausläuft. Diese Rankenspiralen nehmen ihren Ausgang, wie
wir zuerst durch den Kölner Kopf lernen, am unteren Ende des
mittleren Bügels und breiten sich dann, wie Terracottenform und
Goldmedaillon erkennen lassen, von hinten nach vorn wachsend,
symmetrisch über die Seitenflächen aus. Die Terracottenform und
die Münzen geben die Ranken am ausführlichsten wieder und zwar
im Unterschied zu Aspasios mit Verständniss für den Organismus
des Ornaments. Namentlich gilt dies von der Terracottenform. Die
erste Ranke biegt sich so weit nieder, dass ihre Spiralen dicht am
Vorderrand des Nackenschirms über einander zu stehen kommen;
diese Ranke ist in gleicher Stellung am Goldmedaillon zu erkennen.
Die zweite Ranke steigt steil in die Höhe, so dass ihre untere Spi-
rale der oberen der vorigen Ranke entspricht. Die andere Spirale
der zweiten Ranke füllt den Raum zwischen den Hinterfüssen des
Pegasus und dem Wangenschirin, während die untere Spirale einer
dritten Ranke das Gegenstück abgiebt zur unteren Spirale der er-
sten. Diese Anordnung ist so harmonisch und doch frei von aller
Steifheit, dass ich sie für ein Erbtheil vom Original halte. Ob das
Ornament damit aber vollständig wiedergewonnen ist, muss zweifel-
haft bleiben. Man erwartet nicht nur Blüthen zwischen den Ran-
ken, wie die archaischen Münzen sie zeigen, sondern möglicher
Weise hatte hier im Dunkeln, auf einem der Zweige (vergl. z. B.
Arch. Jahrb. VI Taf. 4) auch die Eule ihren passenden Platz. Vergl.
ausser den Goldmedaillons die Münze bei Imhoof-Gardner 1. c.
Y, XXV. Doch ist Sicherheit zur Zeit nicht zu gewinnen.

Für die Vorderansicht der Parthenos war von besonderer Be-
deutung, dass Pheidias den Helm tiefer als bisher üblich war in
die Stirn rückte und sich für eine Form des Stirnschirms entschied

1) A7or Pheidias begegnen wir dieser Form des Stirnschilds an einer
nicht attischen Athena der Münchener Glyptothek (Brunn 86), die dein
Dornanszieher nahe steht.
 
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