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Kopf der Athena Parthenos des PheidiaS.

L3

den ßoldmedaillons und einem Tetradrachmon (Atli. Mitth. VI, 82)
steht das Thier mit beiden Hinterfüssen auf dem Boden und richtet
sich hoch auf, so dass die Vorderfüsse in den oberen breiteren Theil
der Wangenklappe hineinreichen. Der Berliner Kopf hat nur die
Hinterfüsse erhalten. Diese stehen aber nicht auf gleichem Niveau,
sondern der am Grund anliegende ist auf eine Stufe gestellt. Diese
bisher nicht beachtete Variante kehrt jetzt an dem Kölner Kopf
wieder und da der Raum durch diese Beinstellung besser gefüllt
wird, glaube ich sie dem Original zuschreiben zu dürfen. Den
Schweif hatte das Thier zwischen die Schenkel genommen, seine
gebogene Spitze ist auf der nicht abgebildeten Wangenklappe des
Kölner Kopfes vor dem zurückstehenden Fuss erhalten.

Um den an dieser Replik zu dünnen Plättchen ausgearbeiteten
Backenschirmen einigen Halt zu verleihen, liess man im Marmor
eine Stütze stehen, die sie mit der Helmkappc verband. Deren

schilds und des Spiralrankenornaments am Hinterkopf gesehen haben, ist
die Thonform in diesen Punkten eine sehr getreue Kopie. Auch in der
Bildung des Pegasus, sowie der Behandlung' der Haare steht sie dem Ori-
ginal nahe. Wenn der Verfertiger hei Verzierung des Wangenschirms
so stark von seiner Vorlage abwich, so muss ihm an der Darstellung der
zu deutenden Figur viel gelegen haben, vielleicht stellte sie ein berühmtes
Bildwerk dar und schien ihm besonders sinnvoll an dieser Stelle. Um so
'mehr ist zu bedauern, dass die Kleinheit uud Undeutlichkeit der Aiis-
führung die Erkenntniss des Vorhandenen erschwert. Alles hängt davon
ab, Avas der im linken Arm dargestellte Gegenstand ist. Die Form ist
genau die einer Keule. Das würde auf Herakles führen, höchstens The-
seus könnte noch in Frage kommen. Aber die Haltung im linken Arm
ist für eine Keule ungewöhnlich und scheint wenig angemessen; sie ist
zu vorsichtig, fast zärtlich. Auch wäre die Waffe auffallend klein. In
ähnlicher Weise pflegt vielmehr Herakles im linken Arm ein Füllhorn zu
halten und obgleich man ungern an dem Füllhorn die Biegung vermisst,
scheint mir diese Deutung vorläufig noch die wahrscheinlichste. Die Dar-
stellung' würde sich dann an einen Typus anlehnen, bei dem ich im Dor-
pater Programm 188G, 11 und Furt w ä n gl e r in Roschers M. L. I, 2159
vermuthungsweise an den volksthümlich als Mi'i\oiv bezeichneten Herakles
Alexikakos des Agelaidas erinnert haben. An ein Schwert, wie Ares es
gelegentlich im Arm hält (Arch. Zeit. 1872 Taf. 57), oder das Aehrenbündel
des Triptolemos-Bonus Eventus (Ath. Mitth. XVI, 23) scheint man hei dem
fraglichen Attribut nicht denken zu dürfen.

Dass Raumzwang den Verfertiger der Form zu wesentlichen Aen-
derung*en an seiner Vorlage veranlasst habe, möchte ich nicht glauben,
da er die rechte Seite, der Figur rücksichtslos weglässt.
 
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