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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0040
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A. Furtwängleri

Die Henkelform ist nämlich nur durch die leichte Umbildung
einer altgriechischen gewonnen, wie man bei Vergleich ung der aus
Olympia stammenden und in Ausgrabungen von Olympia Band IV,
Die Bronzen, S. 139 abgebildeten und beschriebenen Stücke sofort
erkennt. Die Grundform mit ihrer Dreitheilung und mit dem Ringe
oben ist durchaus dieselbe. Doch die Trennung der Theile ist hier
nicht durch Blattwerk, sondern durch rein tektonische Motive, Vor-
sprünge, runde Knoten oder rollcnförmige Wülste bewirkt und die
aufgebogenen Enden sind nicht als Thierköpfe, sondern als einfache
sich zuspitzende Knöpfe gebildet; auch fehlt ihnen die gefällige Rie-
felung noch ganz. Solehe Henkel sind aber nicht nur in Olympia,
sondern auch in Italien, besonders in Unteritalien gefunden wor-
den x). Die olympischen Stücke lassen sich wenigstens in das 5.,
vielleicht noch das 6. Jahrb. v. Chr. zurückdatiren 2).

Die Art der Ersetzung rein tektonischer Formen durch pflanz-
liche und thierische Motive und andererseits das Festhalten an alt-
griechischen Grundformen entspricht ganz dem, was wir auch sonst
an den pompejanischen und überhaupt den später griechischen und
griechisch-römischen Geräthbronzen beobachten können. Lehrreich
ist es in dieser Beziehung, eine gewisse Reihe der aus Pompeji und
Herkulaneum stammenden Candelaber mit den älteren griechisch-
etruskischen zu vergleichen: die Hauptidee der letzteren ist dort
durchaus erhalten und nur die Uebcrgänge sind reichlicher mit
Blattwerk verziert, während die stilisirte Palmette zurücktritt. Da-
neben kommen in Pompeji freilich auch Candelaber vor, die sich
von der alten Tradition völlig emaneipiren und, alles streng Tektoni-
sche beseitigend, das Ganze rein nach den Naturvorbildern des
Stammes mit Aesten gestalten. Ferner bieten die Henkel der pom-
pejanischen Bronzekannen sehr schöne Beispiele für das Ueber-
wuchern der älter griechischen Formen mit freieren Pflanzenmotiven.
Besonders beliebt sind die grossen Blätter mit der herausstehenden
etwasc umgebogenen Spitze, so wie an unseren Mehrumer Henkeln.
Rein altgriechische Motive, die nur in der angedeuteten Weise um-
gebildet und niodernisirt sind, finden wir endlich namentlich unter
den Geräthfüssen Pompeji's, den Löwenklauen mit darüber sich er-
hebenden vegetabilischen Ornamenten, Obertheilen von Sphingen u. dgl.

1) Vgl. Ausgr. v. Ol. a. a. 0. S. 139 f.

2) Wegen der Auffindung' von No. 8G8 und dem Alpha auf dem S. 140
genannten Ansatzstücke.
 
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