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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0049
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Die ara Ubiorum und das Legionslager beim oppidum Ubiorum. 39

brum MartiSj wo man Casars Schwert geweiht hatte, den Germa-
nischen Kriegsgott, nicht den Römischen, zu sehen? Der Römische
Mars wird nicht mit dem Schwerte, sondern mit Schild und Speer
dargestellt. Trotz diesem allem sollen wir glauben: „Die Verehrung
des deutschen Kriegsgottes unter dein Schwerte des Divus Julius ['?]
lässt uns auf die Stellung schliessen, welche die Römer zu der ara
genommen hatten. Sie gaben dadurch nicht nur in politischer Weise
den Germanen ein Zeichen der Achtung für ihre oberste Gottheit
[die sie doch in einen Tempel zurückziehen mussten], sondern auch
der Römischen Oberhoheit." Der kleine Tempel des Mars [delubrum
braucht Sueton nur hier, sonst templum und aedes) war jedenfalls
ohne weitere Beziehung gebaut und nur für das Standbild des Gottes
geweiht; die ara des Germanischen Kriegsgottes hineinzuversetzen
wäre eine arge Ungebühr gewesen. Wenn Wolf den Mars zum
Hauptgotte der Ubier macht, so geräth er dadurch in Widerspruch
mit Tacitus selbst, der in seinem thatsächlichen Bericht (Germ. 9)
den Mereur als Hauptgott der Tencterer und Ubier bezeichnet; da-
gegen kann es gar nichts beweisen, wenn er in einer rhetorisch frei
ausgeführten Rede eines Tencterers, seinem dortigen Zwecke ge-
mäss, den Mars als höchsten Germanischen Gott feiern lässt. Es ist
schon längst bemerkt, dass man Aeusserungen der Reden bei Tacitus
nicht auf gleiche Stufe mit den geschichtlichen Berichten stellen darf,
am allerwenigsten verdienen sie Beachtung, wenn sie, wie hier, der
eigenen Schilderung in der Schrift über die Zustände und Sitten der
Germanen widersprechen. Dadurch haben ja neuerdings die Zeug-
nisse der Alten für uns an Werth gewonnen, dass wir mit kritischem
Blick sie lesen; wer dies nicht thut, sich um die sicherste Grund-
lage des Textes und die genaueste Beachtung des Sprachgebrauches
nicht kümmert, beraubt sieh dadurch einer der besten Quellen.

Abschüssig geht es in Wolfs Entdeckung immer weiter. „Ich
vermuthe sogar, dass der Römische Statthalter Priester ad hono-
rem apud aram war." Eine Ehrenpriesterschaft kenne ich nicht:
ad honorem soll doch wohl nicht lateinisch sein; man könnte etwa
honorarius sagen nach tutor honorarius. Doch sehen wir, wie
diese Ansicht begründet wird. Tacitus wollte „wohl dieses Vor-
hältniss dadurch kennzeichnen, dass er den Germanicus apud aram,
wo ihn auch die Gesandten des Senats antreffen, zurückkehren lässt,
als den Ort, wohin er nach seiner Stellung gehörte". Bei dem
ausserordentlich knappen Ausdruck, der selbst das in castris aus-
 
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