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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0052
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H. Düntzer:

hoch hinauf setzt, obgleich jeder Beweis für dessen Bestehen vor
dem zweiten Jahrhundert fehlt, wo der colonia Ubiorum längst jede
Spur eines Germanischen Namens verloren gegangen, nur noch die
Erinnerung- an die Römische ara sich erhalten hatte. Freilich die
reine Unmöglichkeit, dass Wolf hier das Richtige trotz der hand-
greiflichen Unwahrscheinlichkeit geahnt, kann Niemand beweisen,
aber wissenschaftlich erscheint dies eben nur als ein Traum. Fass-
barer ist die darauf folgende Bemerkung: „Tacitus nennt denselben
[den Namen des oppidum Ubiorum] wahrscheinlich deshalb nicht,
weil Köln, als er seine Geschichte um das Jahr 100 n. Chr. schrieb,
ihn bereits abgelegt und die Erwähnung bei seiner stilistischen Kürze
überflüssig gewesen." Aber Tacitus war in erster Reihe Geschicht-
schreiber, erst in zweiter Rhetoriker, und es wäre keine grosse
Wortverschwendung, vielmehr sogar eine Abkürzung gewesen, wenn
er statt oppidum Ubiorum den Namen gesetzt, wäre dieser ihm
anders in seinen doch wohl in die Augustische Zeit hinaufreichen-
den Quellen überliefert gewesen. Vor Allem hätte er ihn nennen
müssen XII, 27, wo er die Erhebung der Ubierstadt zur Kolonie
berichtet. Deshalb, weil zur Zeit, wo Tacitus schrieb, der ältere
Name abgekommen war, auch in der frühern, in welcher seine
Quellen den eigentlichen Namen, wäre er ihnen, wie von Bonna,
Novaesium, Vetera, bekannt gewesen, nennen mussten, diesen ab-
sichtlich zu verschweigen konnte einem verständigen Geschicht-
schreiber nicht einfallen. Hiernach müssen wir glauben, dass kein
besonderer Germanischer Name der Hauptstadt der Ubier über-
liefert war.

Schliessen wir ab, so hat Wolf nach unserer Ansicht aus der
Ueberlieferung nur den einzigen Punkt richtig hervorgehoben, dass
die ara Ubiorum nahe dem Winterlager der beiden zur Zeit des
Germanicus bei Köln lagernden Legionen gestanden, alles Uebrige
besteht in ausschweifenden Vermuthungen oder offenbaren Missver-
ständnissen, die ihre Quelle in dem Vorurtheile haben, die ara sei
einem Germanischen Gotte geweiht gewesen. Ein Jahr nach dem
Wolf sehen Aufsätze erfreute der Vorstand des Bonner Alterthums-
vereins nicht bloss seine Mitglieder mit dem reichen Festprogramm:
,,Das Römische Köln, nebst einem Plane der Römischen Stadt und
Einzeichnung der betreffenden Funde", als dessen Verfasser wir den
um die örtlichen Fragen des Römischen Rheinlandes lange mit Er-
folg thätigen Generalmajor z. D. Karl von Veith dankbar begrüsst
 
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