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H. Düntzer:

gross, dass beide „nach ihrer Weise die Handlung- und das Opfer
daran verrichteten". Hierin hatte Wallraf freilich schon einen Vor-
gänger an Gelen, dem begeisterten Verehrer Roms, dessen würdige
Tochter Köln im Weltlichen wie im Geistlichen stets gewesen. Die-
ser hatte sich das Verbrüderungsfest der Ubier mit den Römern so
farbenhell ausgemalt, dassWallraf wünschte, ein neuer vaterländi-
scher Rubens möge dasselbe mit warmer Theilnehmung und rich-
tigem Kostüm behandeln, und so „den Geist der Kölner für die
Würde ihrer Herkunft und die Ehrliebe ihrer Väter wieder ent-
flammen", als ob die Verleugnung ihres Blutes zu grösserer Ehre
Roms ein Ruhmestitel wäre ! Dass die „mechanische Kritik" längst
die ara Ubiorum durch die ara Lugudunensis ins Licht gesetzt,
konnte freilich dieser „Vision" gegenüber nicht in Betracht kommen.
Leider wurde selbst Veith dieser haltlosesten aller Vorstellungen
zum Opfer. Auch dessen weitere Bemerkung: „Jener Tempel in
Köln wurde später eine Kapelle für den christlichen Gottesdienst",
beruht auf Wallrafs arger Geschichtsverdrehung. Von der ara
und ihrem Tempel hat sich nicht die geringste Spur, ja kaum wei-
tere Erwähnung ausser den Tacitusstellen erhalten. Dass die Mi-
chaelskapelle auf der Marktpforte an der Stelle des delubrum Martis
in christlicher Zeit erbaut worden, ist eine rein aus der falschen
Deutung von Marporten (d. h. Marktpforte) als porta Martis her-
ausgesogene Vorstellung. Mit der Michelskapelle an der Salzgasse
hatte die auf der Marktpforte nichts zu thun. Hier hat Wallraf
auch auf neuerm Boden alles verwirrt, wie ich schon Jahrb.
XXVI, 61 f. klar erwiesen zu haben glaube. Vgl. auch meinen
Aufsatz „Der Umfang des ältesten römischen Köln"' in der „West-
deutschen Zeitschrift" IV, 24—29. Zerfällt hiernach das delubrum
Martis in sein Nichts, so auch Veiths darauf gegründete Berech-
nung, dieses, worin sich die ara Ubiorum befunden, habe 5 m über
dem heutigen mittlem Stande des Rheins, 60 vom Flusse, 230 vom
östlichen Stadtthore, dem Rheinthore des Römerlagers, gestanden.
Weiter folgte der Verfasser einem andern Luftbilde Wallrafs, das
von Ennen übernommen wurde, von einer grossen Rheininsel, die
sich vom Baien her zur Trankgasse erstreckt habe obgleich er

1) Wallraf verspottet (Schriften S. 54) des gründlichen Brölmann
Ansicht von der Bildung und Benutzung des Bodens der Martinsinsel, da
er sich nicht die Macht Jahrhunderte lange dauernder Wirkung des Rhei-
 
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