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H. D ü n t z e r :

det, wohin er die Volksbliithe der Ubier verpflanzen wollte", doch
wird diesmal auch die Rheininsel hereingezogen, deren Vortheile er
„gesichtet", durch Kriegerschauspiele, Volksfeste, einladende Ver-
sprechungen und Popularität das Volk gewonnen, und auf dieser
„verbrüderten sich zuerst Gallier und Römer mit den Germanen";
hier hatten die Bewohner beider Ufer lange ihren gemeinschaftlichen
Marktplatz. Auf einer so verschwommenen Vorstellung ruht die
wunderliche Ansicht, Köln sei ursprünglich ein Legionslager gewesen.

Veith sah wohl ein, dass die Ubier, ein bedeutendes Handels-
volk, das eine grosse Stadt und ein weites Gebiet auf dem rechten
Ufer besessen, nicht deshalb sich auf das linke verpflanzen lassen
konnte, um sich in ein Legionslager einsperren zu lassen, aber, da
er in der ummauerten Römerstadt deutlich die Gestalt eines solchen
zu erkennen glaubte, nahm er an, die Handelstadt habe sich vor
dem Lager eben auf jener langen, von Wallraf geschaffenen Rhein-
insel befunden. „Das bei mittlerm Rheinstande wasserfreie Insel-
revier", meint er, „bildete jedenfalls für die Ubier eine geeignete
Ansiedlungsstätte und bot für den lebhaften Schifffahrtsverkehr die-
ses Volkes den besten Marktplatz zum Landen neben dem höher
gelegenen Römischen Köln." Ich kann mir nicht denken, dass die
Ubier sich verpflanzen Hessen, um sich in eine nur bei mittlerm
Rheinstande wasserfreie Niederung einpferchen zu lassen; zu einem
Rheinvenedig lag gar keine Nöthigung vor (abgesehen davon, dass
die Rheininsel ein blosser Wahn ist), und in dem grossen ihnen am
linken Ufer eingeräumten Lande (denn das Gebiet dehnte sich weit
nach drei Seiten aus) waren manche andere zu einer Handelstadt
geeignete Punkte, so dass sie keineswegs geneigt sein konnten, die
hochgelegene Gegend einem Legionslager zu überlassen, als ob sie
nur unter dessen Flügeln gesichert wären, während sie in Wirklich-
keit dort dem ersten Gerinanischen Anfall ausgesetzt waren, und
die Legionen nur helfen konnten, wenn sie wirklich im Winterlager
anwesend waren. Dazu kommt, dass es nichts weniger als gewiss
ist, dass Agrippa schon zur Zeit der Uebersiedlung ein Standlager
bei dem oppidum Ubiorum angelegt hatte. Freilich fand Eimen
es denkbar, dass das kluge Handelsvolk sich mit der traurigen Nie-
derung vom Dom bis zur Marienkirche begnügt habe, ohne dass
ihm Gelegenheit zu weiterer Ausdehnung gegeben gewesen, während
es ohne Zweifel schon auf dem rechten Ufer eine bedeutende Haupt-
stadt besessen hatte. Die viereckige Form und die vier Thore der
 
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