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H. Düntzer:

Durch die porta praetoria zog man wahrscheinlich auf einer nahe
am Rheine vorüberführenden Strasse nach der grossen Heide, die
noch heute zu Uebungen verwandt wird. Ueber die von Köln nach
Neuss führende Strasse vgl. Schneider Jahrb. LX, 1 ff.

Nachdem die beiden Legionen aus Köln verlegt waren, wer-
den sich Veteranen und andere Leute in der Nähe angesiedelt ha-
ben, wie denn wohl schon zur Zeit des Bestandes des Lagers hier,
wie anderwärts, canabae (Jahrb. LV, 236) entstanden Avaren. Schon
während des Verfalles der Römischen Macht mag die Lagerstätte,
wie so viele grössere Römische Ueberreste, als eine Art Steinbruch
benutzt worden sein, besonders aber seit dem Baue so mancher
Kirchen und Klöster in der Nähe, deren Andenken sich noch in meh-
rern Strassennamen erhalten hat. Die erste vorhandene Spur von
einer auf dieser Stätte erbauten christlichen Kirche findet sich im
siebenten Jahrhundert, wo Bischof Kunibert über der Kapelle des
Papstes Klemens, des Schutzheiligen der Schiffer, seine Stiftskirche
gebaut haben soll. Vgl. Wallraf S. 74, J. W. Wolf Jahrb. XII, 189 f.
Die Benutzung der Lagerstätte zu christlichem Dienste dürfen wir
aber schon viel früher vermuthen.

Ob auch die Reiterei schon im Legionslager gelegen oder sie
einen eigenen Standort hatte, lässt sich kaum entscheiden. Die
eigenen Soldaten, welche die Ubier früher gehabt und die auch bei
der Anwesenheit der Legionssoldaten nicht fehlen konnten, dürften
westlich von der Stadt ihre Stelle gehabt haben. Vgl. Jahrb. XII, 31 f.
Sie verbanden sich wohl bei der Vertheidigung der Stadt mit den
vexilla veteranorum, die sonst auch in dieser und im weiten Ubi-
schen Gebiete verwandt wurden. Dass man die Stadt erst jetzt
stark befestigt habe, wie "Wolf und Asbach annehmen, glaube
ich nicht. Waren ja auch bisher die Legionen nicht das ganze Jahr
über in ihrem Lager, die Stadt musste immer zu ihrer Vertheidigung
gerüstet sein, wenn auch die Nähe der Legionen ihr einen festern
Halt gab, diese auch später, wo sie in den Winterlagern bei Bonn und
Neuss sich befanden, rasch zu Hülfe eilen konnten.

Gestützt auf die Bemerkung, dass Tacitus die ara Ubiorum
näher dem Lager als das oppidum sich denkt, dürfen wir, nachdem
wir die Lage der castra der beiden Legionen gefunden, den viel
umstrittenen Altar des Augustus zwischen die Trankgasse und die
Machabäerstrasse setzen, etwa in die jetzige Jacordenstrasse, mitten
zwischen dem Eigelstein und dem Rhein. Auch in der Nähe dieser
 
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