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Die Kelten.

langer Streit besteht. Ich meine die Kelten. Kelten ist der grie-
chische Name für Gallier. Heute stehen sich Franzosen und Deut-
sche als in ihrer Erscheinung sehr verschiedene Nationen gegen-
über. Die Lebhaftigkeit des französischen Volkscharakters bildet
fast einen Gegensatz zu dem ruhigen und mehr beschaulichen Wesen
der Deutschen. Klima und Geschichte haben diese Unterschiede
entstehen lassen und befestigt, die in der Abstammung nicht be-
gründet waren und in ältester Zeit da, wo sich beide Völker be-
rührten, gefehlt zu haben scheinen. Selbst ein Franzose, Bory de
St. Vincent sagt von seinen Landsleuten: „Ihre Lebhaftigkeit und
Unbeständigkeit, ihr stürmischer aber wenig ausdauernder Muth, ihre
oft kindische Eitelkeit, ihre unglaubliche Beweglichkeit der Gedan-
ken und der ihnen von ihren Nachbarn zum Vorwurf gemachte
Leichtsinn sind Züge, welche den Franzosen von ihren Urvätern,
den Gelten, überliefert worden sind". Der deutsche Name der Fran-
zosen bezeugt schon ihre Mischung mit deutschem Blute, mit dem
der Franken. Aber diese Vermischung und Verwandtschaft ist viel
älter als der im 3. Jahrh. aufkommende Bund der Franken. Die
Schädel der Gallier aus den Hügelgräbern und die der Reihengräber
des nordöstlichen Frankreichs sind von den germanischen nicht ver-
schieden. Sogar in der Rennthierzeit ist schon die Uebereinstimmung
derselben vorhanden, Schädel von Steeten an der Lahn gleichen de-
nen von Cromagnon; die Werkzeuge der Ansiedlung in Andernach
entsprechen denen der Station von la Madeleine in Perigord.

Germanen werden schon im J. 222 v. Chr. in den Fasti Capi-
tolini in der Stelle: Galleis insubribus et Germaneis erwähnt. Livius
spricht beim Uebergange Hannibals über die Alpen um dieselbe Zeit
von Halb-Germanen. Sallust und Livius führen unter den Gladiatoren
72 v. Chr. Germanen auf, Tacitus nennt den Namen neu. Er sagt,
man habe die Belgier zuerst so genannt; nach Strabo soll das Wort
die echten Gallier bedeuten, er bemerkt, die Sueben hätten den Zu-
namen Germanen gehabt.

Die griechischen und römischen Schriftsteller machten schon
auf Unterschiede zwischen den Galliern und Germanen aufmerksam.
Strabo sagt IV, 4: Was die Gallier vor Alters waren, das sind
jetzt noch die Germanen, beide aber sind einander ähnlich und stamm-
verwandt. In vielen Schriftstellen der Alten erkennen wir die Ver-
wandtschaft beider Völker. So hält Caesar die Belgier unzweifel-
haft für Gallier, lässt sie aber dennoch grösstentheils von den Ger-
 
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