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Die Kelten. 65

Dioclor, der unter Caesar lebte, macht V, 32 die wichtige
Bemerkung: Es ist nützlich, einen Unterschied zu machen, der
Vielen unbekannt ist; man nennt Gelten diejenigen, welche über
Massilia hinaus im Binnenlande und an den Alpen, sowie diesseits
der Pyrenäen wohnen. Galater aber heissen die, welche jenseits
dieses Celtenlandes und in den Theilen, die sich nach Süden vor-
biegen und am Ocean und dem hercynischen Gebirge ansässig sind
und Alle noch weiter bis nach Scythien. Auch Strabo und Ammian
lassen die Gallier nördlich von den Celten wohnen. Diogenes Laer-
tes, Cassius Dio, Julian und Zosimus sprechen von Galliern und
Celten, Apollodor von Galatocelten, Ptolemaeus und Marcianus von
Celtogalatiern. Polybius nennt die Cisalpinen bald Celten, bald Ga-
later. Tacitus betrachtete alle Germanen wegen der Gleichheit ihrer
Erscheinung als Autochthonen ihres Landes. Wir sind nicht mehr
berechtigt, dies zu sagen. Er fügt noch Germ. II hinzu: Wer wollte
auch Asien verlassen, um nach Germanien zu ziehen, einem häss-
lichen Lande mit rauhem Klima und trauriger Cultur? In Ueber-
einstimmung damit sagt er IV, 73: Die Germanen haben immer die-
selbe Ursache nach Gallien herüber zu kommen, es ist die Lust nach
Beute und besserem Lande.

Als Holtzmann seine Schrift über Kelten und Germanen 1855
herausgab, in der er die Kelten nicht von den Galliern trennte,
machte dieselbe das grosste Aufsehen, aber sie fand viele Gegner,
weil sie in eine Zeit traf, wo man gerade vieles Germanische den
Kelten zuschrieb. Das Studium des Keltischen artete in Deutsch-
land zu einer wahren Keltomanie aus, als deren Vertreter Schrei-
ber 1839 und Moue 1825 genannt werden müssen. Sie gingen
so weit, dass nach Schreiber die ganze Bronzezeit den Kelten
angehörte. Die Bronzezeit war älter als die Steinzeit, weil Kelten
älter als Germanen sind. Holt zmann hat das Verdienst, durch
zahlreiche Belegstellen der alten Schriftsteller die grosse Ueberein-
stimmung von Germanen und Galliern gezeigt zu haben, Beide sind
blond, haben helle Haut, blaue Augen; beide sind kriegerisch und
gross von Leibesgestalt. Schon früher hat Prichard1) gegen die
Behauptung von Pinker ton und Macculloch, die Kelten hätten
dunkles Haar und dunkle Augen gehabt, die zahlreichen Zeugnisse

1) Naturgeschi d. Menschengeschlechtes, deutsch von Wagner u.
Witt. Leipzig 1842. III 1 S. 211.

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