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6G

H. Schaaffhausen:

alter Schriftsteller zusammengestellt, welche den Galliern wie Ger-
manen blondes Haar und blaue Augen zuschreiben, er nennt als
solche den Virgil, Livius, Strabo, Diodorus Siculus, Lucanus, Silius
Italiens, Tacitus, Claudianus und Ammianus Marcellinus. Es kann
indessen nicht auffallen, dass bei einem so weit verbreiteten Volke
wie die Kelten beide Complexionen, die helle wie die dunkle vor-
kamen. Aus physiologischen Gründen kann man annehmen, dass
die ursprünglich dunkle Färbung von Haar und Auge sich nur in
südlichen Ländern erhalten hat, in nördlicheren Gegenden aber
wegen der Verminderung des kohlenstoffhaltigen Pigmentes durch
stärkeres Athmen sich in die hellere umgewandelt hat. Dass die
Lappen im Norden das dunkle mongolische Haar behalten haben,
kann dadurch veranlasst sein, dass sie nicht lange genug den Nor-
den bewohnen, um sich dem Klima angepasst zu haben.

Aber die Uebereinstimmung von Kelten und Galliern und die von
Kelten und Germanen passt doch nicht auf Alles. Die Kelten werden als
ein friedliches, sesshaftes Volk geschildert, welches in Städten wohnte
und eine andere Sprache als die gallische redete, deren Reste in
Wales und Schottland vorhanden sind. Die Kelten verbrannten ihre
Todten, die Gallier begruben sie. Im alten Ubierlande, gegenüber von
Bonn wie bei Duisburg und in Westfalen giebt es vorrömische Brand-
gräber, die als germanische gelten. Schon im Alterthum bekriegten
sich gallische und germanische Stämme. Strabo (geb. um 19 n. Chr.)
nennt als eines der grössten keltischen Völker die. Boji, die den
Hercynischen Wald bewohnten, der sich vom Schwarzwald bis zu
der Grenze von Dacien der Donau entlang erstreckte. Auch Tacitus
nennt die Bojer Gallier. Sie hatten die Cimbren, die um 113 v. Chr.
in Italien einfielen, zurückgeschlagen. Sie wurden von germanischen
Stämmen nach Böhmen gedrängt. Zu Augustus Zeit wurden sie
von den Marcomannen unter Marbod aus Böhmen vertrieben und
erscheinen in Boivaria als Bajuwaren. Nach Strabo wurden sie von
den Daciern vernichtet und ein Rest von ihnen entkam zu den kel-
tischen Tauriskern.

Der russische Staatsrath v. Becker1) hat den glücklichen
Versuch gemacht, viele Schwierigkeiten in der Celtenfrage zu be-
seitigen durch die Annahme, dass unter den Kelten zunächst nur

1) K. von Becker, Versuch einer Lösung-der Celtenfrage. I. Carls-
ruhe 1883.
 
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