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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0081
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Die Kelten.

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bauen, deuten, als auf kriegerische Zeiten. Eine auffallende Er-
scheinung- bleibt es, dass in einigen Gegenden Deutschlands, wo
Römer mit Germanen kämpften, sich wie in der Wesergegend bei
Vlotho Bronzekelte in besonderer Menge finden. Sollten einige Ger-
manenstämme sich kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung noch des
Keltes als Waffe bedient haben?

Eine eigenthümliche Form des Bronzekeltes ist die doppel-
henkelige, die für Portugal bezeichnend ist und nur ausnahmsweise
in andern Ländern, wie in England x), vorkommt. Sie erinnert an
die doppelhenkeligen Thongefässe des alten Griechenlands, wie sie
Schliemann, Atlas Taf. 92, abgebildet hat.

Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass die Kelte wahr-
scheinlich auch Tauschmittel, wie Barren, Ringe, Pfeilspitzen ge-
wesen sind, weil sie in bestimmten Gewichtstheilen vorkommen.
Vom Ringgeld2) ist dies bekannt, es kommt schon auf ägypti-
schen Gemälden vor und seiner wird in altdeutschen Dichtungen oft
gedacht, so im Hildebrandsliede, im Waltharliede, in der Edda, dem
Gudrunlied. Oft heisst es Baugen und Ringe. Jenes Wort ist uns
verloren; im Französischen ist bague erhalten. Zu Zeiten des ara-
bischen Handels in Ostdeutschland wurden zerhackte Silbergeräthe
als Geld gewogen. Wir wissen, dass chinesische Kaufleute dasselbe
noch heute auf die Messe von Irbit bringen.

Die höchste Kunstbildung haben die keltischen Stämme in den
österreichischen Alpenländern, in Kärnthen und Kram wie in Ober-
italien, erreicht, und zwar in der Metallarbeit, wie sie uns in den
Darstellungen menschlicher und tliierischer Figuren auf den getrie-
benen Bronzeeimern und Gürtelblechen erscheint, die für die Kunst-
geschichte so ausserordentlich wichtig sind 3). Die Vorbilder dieser
Arbeiten sind gewiss in Griechenland zu suchen, aber die Waffen
und Helme, die darauf dargestellt sind, sind dieselben, die wir in
den Gräbern des Landes finden. Auf der Situla von Bologna ist ein Reiter
und ein Fussgänger mit dem Kelt als Waffe zu sehen, ebenso auf dem

1) J. Evans, Ancient Bronze Implements. London 1881 p. 97.

2) Dr. M. Much, Bangen und Ring-e. Mitth. d. Anthrop. G. Wien IX
1879 No. 4.

3) F. von Hochstetter, Die neuesten Gräberfunde von Watsch
u. s. w. Wiener Akad. d. Wiss. Math.-nat. Kl. XLVII. Wien 1883. Graf
G. Wurmbrand, Ein Gürtelblech von Watsch. Mitth. d. Wien. Anthrop.
Ges. XIV 1884. Rh. Jahrb. LXXXII Taf. I u. Wiener Anthrop. V. 1889 S. 176.
 
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