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H. Schaaffhausen:

manischen Aschenuraen des Niederrheins und Westfalens, deren For-
men Wilms und Borggreve1) abgebildet haben, sind davon durchaus
verschieden. Sind jene nicht dem höher entwickelten keltischen Volke
zuzuschreiben, zumal auf ihnen die in Pyramiden gestellten Kugeln,
wie auf den Regenbogensch iisselchen vorkommen? Auf der von
Wagner auf Tat*. VII dargestellten Urne aus dein Grabhügel von
Buchheim, A. Freiburg, erkennen wir im Ornament die Ringe und
Kugeln der keltischen Münzen wieder. Die gleichen farbig ver-
zierten Thongefässe enthielt auch das Grabfeld von Hallstatt, vgl.
von Sacken Taf. XXVI. Auch die von Heger und Szom-
b a t h y 2) beschriebenen Thongefässe aus den Tumuli von Marz in
Ungarn und von Gemeinlebarn in Nieder-Oesterreich können mit ihrer
bunten Bemalung und den geometrischen Ornamenten, in denen das
Dreieck vorherrscht, wenn sie auch in den Thierfiguren und mensch-
lichen Darstellungen an die Funde Schliemanns erinnern, mit
zahlreichen andern Grabgefässen Nieder-Oesterreichs den Kelten zu-
geschrieben werden, wiewohl sie gleich der Hallstattcultur den vor-
keltischen Bewohnern des Landes zugeschrieben zu werden pflegen.
Die unter dem Landvolke in Tyrol und der Schweiz erhaltene
Schnitzkunst ist sie nicht vielleicht ein Rest keltischer Bildung?

In England tritt in der Zeit vor der Eroberung des Landes
durch die Römer ein keramischer Kunststil auf, den Franks als
den spät celtischen bezeichnet hat. Er ist neuerdings in dem Urnen-
felde von Aylesford zu Tage getreten und von A. Evans 3) eingehend
beschrieben worden. Er beweist, wie lange der Einfiuss südlicher kel-
tischer Kunst auf die keltischen Völker des Nordens bestanden hat.
Evans setzt das Grabfeld nach den gefundenen gallischen Münzen
und den Bronzewaffen der La Tene-Zeit in die letzte Hälfte des
1. Jahrb. und an das Ende des 2. Jahrb. v. Chr. Nichts erinnert
an die Römer, die unter Claudius (43 n. Chr.) das Land eroberten.
Die Aschenurnen mit hohem Fuss und horizontalen erhabenen Streifen
verziert sind auf der Drehscheibe gemacht und kommen auch im
östlichen Frankreich, am Rhein bei Worms, in Norditalien, Illyrien
und Kärnthen vor. Sie sind auch in diesen Ländern die Nachbil-
dung bronzener Gefässe in Thon. Auch bronzene Eimer und Kannen

1) Kl). Jahrb. LIT, 1872 Taf. IV—YTT. Z. f. vaterl. Gesch. V, 1865 Taf. II.

2) Mitth. d. prähist. Kommiss. d. K. Akad. d. Wiss. I No. 2. Wien 1890.

3) Arthur J. Evans, On a Latc-Celtic Urn-Field at Aylesford, Kent.
Westminster 1890,
 
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