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Die Kelten.

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derselben Fundstelle ist 196 mm lang', 135 breit und 133 hoch.
Nach den Umständen des Fundes gehören sie aber dem früheren
Mittelalter an. Er beschreibt ebendaselbst S. 42 orthognath-dolicho-
cephale altscandinavische Grabschädel, denen aber das abgesetzte
Hinterhaupt der heutigen Schweden fehle. Ich selbst habe im Jahre
1858 in Müller's Archiv S. 12 in der Abhandlung-: „Zur Kenntniss
der ältesten Rassenschädel" eine Reihe von mir und von Andern
beobachteter Schädel aus England, Frankreich, Skandinavien und
Deutschland zusammen gestellt, die in der länglichen Form, den
vorspringenden Augenbrauenhöckern, der tief eingeschnittenen Nasen-
wurzel, dem vortretenden Hinterhaupt und meist geraden Gebiss eine
tibereinstimmende Bildung erkennen lassen, darunter sind Grab-
schädel von Cannstadt, Sigmaringen, Selsen, Nieder-Ingelheim ge-
nannt. Den mit Steingeräthen gefundenen kahnförmigen Schädel
von Nieder-Ingelheim habe ich altgermanisch genannt, weil er durch
die vorspringenden Scheitelhöcker, einfachen Nähte und abgerundete
Crista nasofacialis an Schädel niederer Rasse erinnertx). Er ist
185 mm lang, 135 breit und 113 hoch. Auch den Engisschädel
habe ich den germanischen Schädeln verglichen, er ist 193 mm lang
und ebenso breit als der vorige, bei beiden liegt die grösste Breite
zwischen den Scheitelhöckern. Der Schädel von Kirchheim 2), den
ich altgermanisch nenne, weil diese Form wohl in den Hügelgräbern,
aber selten noch in den Reihengräbern vorko nmt, ist lang, schmal
und hoch, hat vorspringende Scheitelhöcker, einfache Nähte und
fast horizontale Ebene des Hinterhauptloches, er ist 190 mm lang,
138 breit und 141 hoch, Index 72.6. Dieselben Maasse hat der Schä-
del von Ingelheim.

Welche Beziehung noch roher gebildete Schädel wie die von
Steeten und Cromagnon, die von Winaric3) und Podbaba4) zum
germanischen und keltischen Alterthume haben, sind wir nicht im
Stande zu sagen, aber es sind uns so tiefe Kulturzustände auch von
germanischen und keltischen Völkern berichtet, dass uns rohe Schä-
delbildung bei ihnen nicht auffallen kann. Zu Tacitus Zeit können
die Germanen kein wildes Volk mehr gewesen sein, aber Diodor
und Cäsar schildern die Unzucht und Sittenlosigkeit der Gallier und

1) Verh. des naturhist. Vereins, Bonn 1864, Sitzb. S. 113.

2)* Correspbl. d. anthrop. Ges. 1881 No. 8.

3) Verh. des naturhist. Vereins; Bonn 1884, S. 92.

4) Anthrop.-Vers. in Breslau 1884, S. 143.
 
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