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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0095
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Die Kelten.

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Jahrhundert noch übliche Gebrauch, lebende Katzen in Körben zu
verbrennen, von jenen Menschenopfern herstamme. Justinus erzählt,
dass die Gallier, die im Heere des Antigonus gegen Ptolemaeus
fochten, ihre Weiber und Kinder aus Verzweiflung tödteten, um die
Götter zu versöhnen. Auch von den Franken erzählt Procop im
gothischen Kriege II, 25, dass sie im Jahre 539 in Italien einfallend
noch Weiber und Kinder opferten. Strabo nennt die Bewohner Ir-
lands wilder als die Britten, sie halten es für löblich, die Leichen
ihrer verstorbenen Eltern zu essen. Auch Probus, der 432 nach Ir-
land kam, nennt in der Lebensbeschreibung von St. Patrik die Ir-
länder immites et feri homines. Das Heidenthum bestand nach
Prichard hier bis in die Mitte des 5. Jahrh. Auf den goldenen
Trinkhörnern von Gallehus ist ein Menschenopfer dargestellt. Der
Priester scheint aus den Eingeweiden zu weissagen 1). Bei den Cim-
bern durchschnitten Priesterinnen den Hals der Gefangenen und
Hessen das Blut in einen Kessel laufen, wie Strabo VII, 2. 3 be-
richtet. Nach Tacitus, Germ. 39 und Annal. I, 61 und XIII, 57
opferten die Germanen nach der Varusschlacht die 57 Tribunen und
Centurionen des römischen Heeres dem Mars und Mercur. Jornan-
des, V, giebt an, dass auch die Gothen dem Mars d. i. dem Wodan
die Gefangenen opferten. Nach Sidonius Apollin. Ep. VIII, 6 opferten
die Sachsen den zehnten der Gefangenen, er sagt, dass die Art des
Opferns grausam war. Procopius 2) beschreibt im 6. Jahrh. unserer
Zeitrechnung die Gothen als ein Volk mit weisser Haut und blon-
dem Haar, von grossem Wuchs und gutem Aussehen; von den He-
rulern jenseits der Donau sagt er, dass sie Menschenopfer brachten
und ihre Greise und Kranke tödteten und verbrannten; die Frauen
erhängten sich am Grabe ihres Mannes. Unter Justinian wurden
sie Christen und nahmen mildere Sitten an. Auch sagt er II, 14,
sie befriedigen den Geschlechtstrieb auf gräuliche Weise, sowohl auf
andere Art als auch mit Männern und Thieren. Noch andere Be-
richte über die Rohheit der alten Europäer habe ich bei Beschrei-
bung des Neanderthaler Schädels zusammen gestellt3). Ketzins 4)
sieht in Frankreich drei Schädelformen, eine runde im Süden bei

1) Atlas de l'Archeologie du Nord, Kopenhagen 1857, Tat. XIV u. XV.

2) Geschichte seiner Zeit, deutsch von Kannegies ser. Greifsw. 1827.

3) Zur Kenntniss der ältesten Kassenschädel, Müller's Archiv, 1858,
und Die Menschenfresserei u. d. Menschenopfer, Anthrop. Stud. Bonn 1885.

4) Ethnolog. Schriften, Stockholm 1864.
 
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