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Die Kelten.

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Schädel, von denen 66 aus Höhlen und alten Gräbern, 170 aus
Reihengräbern, unter diesen sind 134 rein germanische, die übrigen
aus dem Mittelalter und der Neuzeit herrührend. Er unterscheidet drei
Formen, die dolichocephal-germanische mit schmalem Vorderhaupt,
hoher Stirne, vorspringender Nase, vorgewölbtem Hinterhaupt, dach-
förmigem Scheitel und massigem Prognathismus, die sich in den
Reihengräbern findet, und zwei brachycephale, die turanische mit
breiter niedriger Stirn, breitem Gesicht, platter Nase, orthognathem
Gebiss, tief eingeschnittener Nasenwurzel und die sarmatische, we-
niger brachycephal, mit schmalem hohen Gesicht, mässig breiter
Stirn, flacherem Hinterhaupt; die turanische erinnert an den Lappen-
typus, die sarmatische an den der Slaven. Nun nimmt er, worin ihm
Niemand wird folgen wollen, primäre, secundäre, sogar tertiäre
Mischformen an. Auf mir freundlichst mitgetheilten Photographieen
unterscheidet er sogar turanisch-germanische Mischformen mit wenig
sarmatischer Beimischung von sarmatisch-germanischen Mischformen
mit wenig turanischer Beimischung. Die Länge von fünf Germanen-
schädeln ist 177—203 mm, Index 70.4—77.9, ein turanischer ist
172 mm lang mit einem Index von 93.02, ein sarmatischer 173 lang
mit 85.5 Index. Die Bilder beider brachycephalen Formen sind
einander so ähnlich, dass sie nicht auseinander gehalten werden
können, bei beiden sind die sie von der germanischen Form unter-
scheidenden Merkmale mongoloide. In Franken ist die germanische
Form vorherrschend, in Oberschwaben die brachycephale, was er
auf römische oder slavische Einwanderung bezieht. Für die letztere
bringt er geschichtliche Nachweise bei. Er will aber auch die Gae-
len in Irland, Wales und der Bretagne wegen ihrer Brachycephalie
für Sarmaten oder Slaven halten und bezieht sich auf Pott, welcher
das Keltische für das Urslavische erklärte. Auch er bringt die ger-
manische Schädelform mit hoher Statur und heller Farbe in Be-
ziehung, während die Brachycephalen meist klein und dunkel sind.
Er möchte die Anwesenheit der Kelten in Deutschland leugnen, weil
ein keltischer Schädeltypus nicht nachgewiesen werden kann. Rich-
tiger wäre der Schluss, dass die Kelten und Germanen in Deutsch-
land dieselbe Schädelform hatten. Die Urheimath der Germanen
nimmt er mit B e n f e y im mittleren und nördlichen Europa an.
J. Ranke1) hat die Schädelbildung der altbayrischen Landbevöl-

1) Beiträge zur phys. Anthropologie Altbayerns, München 1878,
 
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