Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0107
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Kelten.

97

romanisirt wurden. Diese Rhäto-Romanen bilden auch heute noch
den überwiegenden Grundstock des Tyroler Volkes, welchem dann
die neuen und fast ausschliesslichen germanischen Elemente sich bei-
gesellten. Ein kleiner Rest dieser romanisirten Rhätier hat sich in
den Thälern um die Marmoladä-Spitze und im Münsterthale in der
Nähe des Ortlers mit altromanischer Sprache bis heute erhalten, die
Ladiner. Tapp einer fand unter 792 Schädeln und Köpfen keinen
Dolichoccphalen, 13.5 °/o Mesocephale, 47.9 Brachycephale, 38.6
Hyperbrachycephale, unter diesen 14 mit einem Index von 90.0 bis
96.9; 33.4 °/0 blonde, 54.1 braune, 12.5 schwarze. In vorgeschicht-
licher Zeit wanderten nach Panizza zuerst die Ligurer aus der Po-
ebene, längs dem Garda-See in das westliche Tyrol ein, dann
die Umbrer, dann die Etrusker, zuletzt die gallischen Cenomanen,
in das östliche Tyrol aber die Euganeer und die Veneter. Wer
aber sind die Rhätier? Tapp ein er sagt, dass diese starken
Brachycephalen nach Vergleich mit den mesocephalen Etruskerschä-
deln keine Etrusker sein können, dass aber die Ladiner, die Hyper-
brachyceplialie abgerechnet, den keltisch-gallischen Schädeln aus
Ober-Italien und Frankreich sehr nahe stehen. Broc a hat auch
in der Bretagne 70.52 °/0 Brachycephale, 28.03 Mesocephale und
nur 1.45 °/0 Dolichocephale berechnet. Tapp ein er kommt, wie
er selbst angiebt, in seiner kraniologischen Untersuchung zu den un-
erklärlichsten Widersprüchen. Dies dient zum Beweise, dass die Unter-
scheidung der Völker nur nach Schädelindices nicht zur Wahrheit,
sondern nur zur Verwirrung führt. Die Eisackthaler, denen Tap-
peiner römische und bajuvarische Einmischung zuschreibt, sind viel
brachycephaler als die Ladiner und sehen viel germanischer aus als
diese. Die Westpusterthaler sind noch brachycephaler, aber ihr
körperliches Aussehen ist noch mehr germanisch, als bei den ge-
nannten. Die Blonden betragen 62, die blauäugigen 50.5 ü/0. Bei
den Lechthalern steigen die Blonden auf 64 °/0. Bei beiden Stäm-
men haben Alle weisse Haut, was wir in auffallender Weise bei den
Tyrolerinnen auf unsern Jahrmärkten beobachten. Von der weissen
Haut sollen die Gallier ihren Namen haben! Die Passeier mit 71 °/0
Helläugigen sehen entschieden germanisch aus. Die aus dem Burg-
grafenamt, sagt Tapp ein er, haben trotz ihrer Brachycephalie das
Gepräge eines kerndeutschen Stammes. Auch im Untervintschgau
ist die äussere Erscheinung des Volkes ganz deutsch, dasselbe sagt
er von den Ober-Innthalern, den Larnthal-Hafiingern. Er versucht

7
 
Annotationen