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Die Kelten.

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Ich habe an den von Hochstctter 1878 in Paris ausge-
stellten Schädeln von Hallstatt die germanische Bildung- erkannt r).
Ebenso urtheilt von Holder. Zuck er k an dl2) g-iebt an, dass
unter 20 Schädeln des Hallstätter Gräberfeldes sich 16 Dolicho-
cephale befinden und kein Bracjbycephale. Auf dem Grabfelde bei
Watsch waren unter 43 Schädeln 17 Dolichocephale und 15 Meso-
cephale. In Kram gab es in älterer Zeit 41.7 °/o Dolichocephale
und keine Hyperbrachycephale, jetzt aber 0.8 °/0 Dolichocephale
und 42.5 Hyperbrachycephale. In Oberösterreich gab es in älterer
Zeit 80 °/0 Dolichocephale, keine Hyperbrachycephale, jetzt 2 Do-
lichocephale und 36 °/0 Hyperbrachycephale. Die keltische Bevöl-
kerung wird also eine dolichocephale und nicht eine brachycephale
in diesen Ländern gewesen sein. Später eingewanderte Slaven be-
günstigten die Brachycephalie. Nach L i s s a u e r 3) findet sich
durch die ganze Provinz Preussen von Tilsit bis an die pommersche
Grenze eine grosse Menge rein dolichoeephaler Gräberschädel aus
dem Beginne der Eisenzeit, welche mit der Reihengräberform voll-
ständig übereinstimmen. Damit stimmen die geschichtlichen Nach-
richten, welche bis zur zweiten Hälfte des 2. Jahrh. u. Z. im heu-
tigen Pommern die Ruger, in Westpreussen die Turcilinger und
Sciren, in Ostpreussen die Gothen wohnen lassen. In diese Gebiete
drangen später die slavischen Wenden, Pruzzen und Letten ein.
Auch von Witt ich nennt die alten preussischen Schädel germa-
nisch und wollte sie desshalb als keltische betrachten, weil unter
den Europäern nur noch die Irländer so schmale Schädel hätten.
Bertrand4) erinnert daran, dass in einem Bruchstücke des alten
Geographen Ephorus vier Völker der Erde unterschieden werden,
im Osten die Inder, im Süden die Aethiopen, im Westen die Gelten,
im Norden die Skythen, die Hellenen wohnten in der Mitte. Unter
dem Namen der Gelten habe man, wie auch Strabo I, 33 angebe,
vielerlei Völker zusammengefasst, so wie man heute im Orient Englän-
der, Deutsche, Italiener, Spanier und Franzosen als Franken bezeichne.
Aber diese Völker sind ja als Indogermanen mit einander verwandt,
und dieselbe Verwandtschaft in Körperbildung und Sprache können
wir für die keltischen Völker des Alterthums nachweisen. Er möchte

1) Archiv f. Anthrop. XII, 1879 S. 121.

2) Anthrop.-Vers. in Wien 1889, S. 161.

3) Crania Pvussica. Zeitschr. f. Ethnol. 1874, S. 188.

4) Bull, de la societe d'Anthrop. Paris 1873, p. 2G2.
 
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