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Arbalo und Aliso.

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Strasse über Warte, Mäerl, Kleverbeck, Reckimghausen, Castrop,
lauter Ortschaften, in denen alte Wallreste oder Funde aus der
Römerzeit vorkommen. Auf dem rechten Ufer der Lippe wohnten
die Brukterer, die im Jahre vorher von den Römern bei deren See-
fahrt, an der Ems bekämpft wurden. Nachher gehörten sie zu den
Freunden der Römer, verleugneten aber zur Zeit des Varus diese
Freundschaft. Drusus hatte von den Tenkterern gewiss erfahren,
dass die Sugambrer zum Kriege gegen die Chatten ausgezogen
waren, mit denen sie an der Ruhr grenzten, so dass den Römern
dort unmittelbar keine gefährliche Feinde gegenüber standen. Durch
Kundschafter und Rekognoscirung wusste Drusus ausserdem, dass
die Wege an der Lippe durch den tiefen Sand vielfach sehr grosse
Schwierigkeiten boten, der Teutoburger Wald gefährliche, leicht zu
sperrende Hohlwege hatte, die Hellwege also die beste Marschrich-
tung gaben, die Weser auf diesen zu erreichen, dann an der Weser
stromabwärts zu marschiren, um die Uebergänge über dieselbe zur
Elbe hin wenigstens kennen zu lernen; auch die spätere tropaea
Drusi deutet durch ihre Lage deutlich au, dass die Römer diese
Richtung bei ihrem Feldzuge gewählt haben.

Die grössten Schwierigkeiten machte es wohl dem Feldherrn,
ein Heer von 20 000 Mann zu ernähren, da die Bewohner des sonst
fruchtbaren Landes im Frühjahr keine Vorräthe und nur das Not-
wendigste für sich selbst zu leben hatten. Um so mehr erklären
sich die damaligen Verwüstungen jener Gegenden. Der römische
Soldat trug beim Ausmarsch in seinem Gepäck (sarcina) 121/g kgr
Kornfrüchte für einen halben Monat; die werden hinter Dorsten bei-
nahe verzehrt gewesen sein. Vielleicht hatte Drusus in Vetera für
ein Magazin an der Lippe in der Gegend des Caesarlagers gesorgt,
da bekanntlich Vetera sein Korn vom Oberrhein her aus Gallien
zu Schiffe bezog, wie dies auch später Tibcrius für seinen Limes
an der Lippe that. Brauchbare Strassen, aggeres, an der Lippe,
gehörten wohl erst der Zeit des Tiberius an, und dieser Fluss war
nach aufgefundenen römischen Ankern für Lastschiffe wenigstens bis
Haltern (bei Aliso), aber nicht bis Lippstadt fährbar.

Die alte Kriegsregel, getrennt zu marschiren, vereint zu schla-
gen, schon aus Verpflegungs-Rücksichten, ist auch nicht überall an-
wendbar, abgesehen von den zur Sicherung und zur Erforschung
nothwendigen Seitentrupps. Sie war schon den Römern bekannt,
wie sich auch im vorliegenden Falle annehmen lässt, dass von Dort-
 
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