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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0124
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von Veith:

Andeutungen in jener Gegend wahrscheinlich, auf dem Scharfen Berg
zwischen Grohnde und Kirchohsen. Nach Urkunden lag dort an der
Weser ein Castrum Oscn in der Zeit Kaiser Heinrich I, auch als
Opferstätte bezeichnet. (Siehe Beschreibung des Bisthums Minden
von Hölscher im 33. u. 35. Bande Westfäl. Geschichte.) Dort war
ein geeigneter Weser-Uebergang an der alten Heerstrasse von Horn
durch das Emmerthal über Hemmendorf auf Hildesheim, also zur
Elbe. Bei Hemmendorf, Meile von Grohnde, ftiesst auch eine
Saale und zeigen sich dort Beste eines alten Kriegslagerplatzes auf einem
dazu sehr geeigneten Vorsprunge der Thüster Berge, denMommsen,
Rom. Gesch. V S. 27 mit Drusus in Verbindung bringt statt unsers
Eltenberges am Rhein. Jene Gegend lernte Drusus allerdings im
Jahre 9 v. Chr. bei seinem Feldzuge zur Elbe näher kennen, Strabo
spricht aber 7, 1—3 p. 291 nicht von diesem Punkt an der ihm
wohl bekannten Weser, sondern vom Rhein, der besser zu allen be-
treffenden Angaben, sowie zur Lage der damaligen Verhältnisse passt.

Dreiviertel Meilen oberhalb der Emmer-Mündung liegt auf dem
linken Thalrande dieses Flusses über dem Dorf Amelgatzen, für-uns
ein drittes römisches Wahrzeichen des Drusus-Zuges ähnlich der
Gräfte am Fuss der Iburg und den Gartroper Doppelhügeln an der
unteren Lippe: die Burg von Amelgatzen x), die zum Beobachtungs-
posten, bei einem feindlichen Anmarsch von Horn her, sehr geeignet
war. Auch diese Befestigung ist wieder ein Viereck von 100 m
Länge, 40 m Breite und zeigt ähnlich Avie bei Gräften die Bruch-
steinfundamente für Holzbauten eines Thurmes und einiger Wohn-
häuser. Keine historische Ueberlieferung giebt nähere Auskunft über
diese Burg, so dass man demnach, ebenso wie nach Bauart und Lage
ihre römische Herkunft wohl annehmen kann.

Von den übrigen Burgen in der Nähe des heutigen Pyrmont
gehört jener fernen Zeit vielleicht noch Alt-Sternberg 2) nach Bau-
art und Lage an, am alten Heerwege, der von Herford über Lemgo
nach Hameln führt, nahe bei Alverdissen. Mein Freund Schieren-
berg, früher Bürgermeister von Horn, schrieb mir vor einigen Jahren
über Alt-Sternberg, dass er an diesem Punkt eine Heiligthumsstätte
der alten Cherusker in der Zeit nach den römisch-germanischen
Kriegen, zu erkennen glaube.

1) Hölz ermann Tafel XXXT.

2) Hölz ermann Tafel XXT.
 
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