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118

von Veith:

tige historische Aufschlüsse ein Weitergraben vielleicht liefern konnte.
Der Brunnen erinnert an den denkwürdigen Drususbrunnen des Ca-
stells auf dem Eltenberge, in welchen Prof. Schneider sich hinab-
liess x), um ihn zu untersuchen und näher zu beschreiben.

Wir wagen es, in der hohen Burg Vlotho ein ehemaliges prae-
sidium, westlich daneben eine custodia des Drusus zu sehen, von
denen Florus spricht. Das Mauerwerk darin gehört dem Mittelalter,
die Custodia liegt nahe dabei, und das Lager bei Castrup, die Front
nach Süden gerichtet, wohl gegen die Cherusker bei Horn.

Für die Römer wurde unser Oster burger Gau um so wich-
tiger, als 20 Jahre nach dem Aufenthalt des Drusus Truppentheile
des Varus, etwa eine aus Horn detachirte Legion, hier lagerte um
„die mehr entfernten kleinen aufrührerischen Völker", wohl die An-
grivarier bei Engern und die Ampsivarier, mehr nach der Ems hin
wohnend, zu beobachten; trotz der nöthigen Verpflegungsrücksichten
allerdings eine Zersplitterung der römischen Streitkräfte. Diese Le-
gion nahm ihr Lager mehr mit der Front nach Westen, benutzte
die kleinen Lager bei Babenhausen, Rehme mit der Warte des Schan-
zenberg und mit der Burg von Vlotho. Wahrscheinlich verlor die
Legion im Jahre 9 n. Chr. beim üeberfall von Süden her ihre Rück-
zugslinie über Salzuffeln und gilt von ihr vielleicht der dreitägige
Marschbericht des Dio Cassius, von Vlotho über die Line nach dem
jetzt noch dort erkennbaren Lagerplatz von Kirchheide, wo die
Wagen verbrannt wurden, dann nach Lemgo und am dritten Tage
über Detmold zur Berlebeke, bei deren sumpfigen Quellen am Fuss
des Winfeldes in der Gegend der heutigen Johannaburg die Nieder-
metzelung durch Germanen von der Grotenburg her erfolgte, nach-
dem bereits das Hauptlager Horn, die „prima Vari castra," ge-
fallen war.

Nach den bisherigen Annahmen lagerte Drusus mit seinem Heer
etwa in den Monaten August und September auf den Höhen von
Vlotho und Castrup, jedenfalls in Fühlung mit den Cheruskern, de-
ren Führer in der Nähe ihrer von Drusus bisher verschonten Kultus-
stätten und Heiligthümer bei der Grotenburg, den Extersteinen und
den Dingstätten zwischen Leistrup und Meinberg sich versammelten,
4 deutsche Meilen von Castrup entfernt. Das Cheruskervolk litt ge-
wiss schwer unter dem Druck der Kriegslasten. Aehnlich war auch

1) Prof. Schneider, Nene Beiträge 1. Folge, S. 11.
 
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