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130 Josef Kl eint

ans röthlich gelbem Thon und endlich aus Terra sigillata ein zier-
liches Schälchen von 7 cm Durchmesser mit dem unvollständig aus-
geprägten Töpferstempel ^: RVTAEN//// im Boden sowie das Bruch-
stück des Bodens einer reich verzierten Schale 2) mit dem theilweise
zerstörten Töpferstempel PE/////G/RIV, der Pe[re]gri[nus] gelautet zu
haben scheint.

Von Metallgegenständen ist wenig zum Vorschein gekommen-,
von Bronze die Hälfte einer kreisrunden Platte von IIV2 cm Dureh-
messer mit ringsum durchbohrtem Rande, deren eine Seite Reste
von eingravirten Kreisen zeigt, und aus Blei eine dünne runde Scheibe
von 71/2 cm Durchmesser, auf deren Aussenseite zwei Kreise flüch-
tig eingeritzt sind. Sie hat wahrscheinlich ebenso wie die Bronze-
scheibe als Deckel eines Gefässes gedient.

Das Hauptinteresse nimmt unstreitig ein Glasgefäss mit seinem
Inhalte für sich in Anspruch. Es ist eine 21 cm hohe henkellose
Urne aus dunkelgrünem Glase mit kugelförmigem Körper und nie-
drigem engem Halse, dessen Mündungsrand wagerecht nach aussen
umgeschlagen ist. Wenngleich sie nur in stark beschädigtem Zu-
stande ans der sie umgebenden Erde hat herausgenommen werden
können, so war es doch durch die vollzählig erhaltenen Bruchstücke
möglich, sie gänzlich wieder zusammenzusetzen. Sie war verschlossen
durch einen wohl erhaltenen, oben mit einem runden Knauf verse-
henen Deckel aus gleichem Glase. In der Urne hat sich nach An-
gabc der Finders ausser Ueberresten verbrannter Knochen ein Tä-
felchen aus Blei mit Inschriften gefunden. Sechs solcher Täfelchen
hat vor einigen Jahren auch das Paulus-Museum in Worms erwor-
ben, welche von Weckerling (die röm. Abtheilung des Paulus-Mu-
seums. Tbl. 2, Worms 1887, S. 65 ff.) veröffentlicht worden sind.
Da diese ebenfalls bei Kreuznach zu Tage gefördert worden sind,
so ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie demselben Gräberfelde bei
Planig Avie das nnserige entnommen sind. Dieses Täfelchen ver-
leiht aber unserem Grabfunde ans dem Grunde eine besondere Be-
deutung, Aveil es und die Wormser die ersten derartigen Schrift-
stücke sind, Avelche im Rheinlande meines Wissens bekannt wurden,
während die meisten aus Griechenland, Italien und Afrika stammen,
und weil ausserdem die in lateinischer Sprache abgefassten bislang

1) Wohl Butaen(i). Vgl. a. a. 0. S. 36 n. 290.

2) Vgl. a. a. 0. S 34 n. 269.
 
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