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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0145
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Drei römische Bleitäfelchen.

135

Die Aufschrift der beiden Seiten des Täfelchens würde dem-
gemäss folgendermassen lauten:

I Nomina ' data [manda]\ta l[lgata j ad inferos\: [ad] illox per
vim | [c\o7ir[u\ant.

II Silonia \ Surum Caenuim) \ Secundum : ille te \ (s)ponsus
pro'cait), eum amo (oder ama).

Auffallend ist zunächst, dass hinter Nomina der Zusatz inimi-
corum oder adversariorum fehlt, zumal das folgende Verbuni con-
ruant, wenn die Ergänzung- richtig ist, nur auf diesen Begriff bezo-
gen werden kann, sowie die Häufung von drei Verbis der Exsecra-
tion, während in der Regel nur ein einziges gesetzt ist. Die Namen
der Verwünschten auf der zweiten Seite bestätigen die auch sonst
schon gemachte Beobachtung, dass diese Ergüsse des Aberglaubens
durchweg unter den Leuten der untersten Klassen ihre Geltung ge-
habt haben. Denn die drei Verwünschten sind Sklaven. Zu ihnen
möchte ich als vierte die zu Anfang der Seite genannte Silonia ge-
sellen. Denn wenn ihr Name jetzt auch im Nominativ steht im Ge-
gensatz zu den drei Mannesnamen, so verschlägt dies wenig gegen-
über der Thatsache, dass keine Gattung von inschriftlichen Denk-
mälern so von orthographischen und grammatikalischen Nachlässig-
keiten und Fehlern wimmelt, als gerade die Inschriften der Blei-
täfelchen, deren Verfasser stets mehr auf den Inhalt als auf die
grammatische Form geachtet zu haben scheinen. Für diese An-
nahme spricht auch der Inhalt der folgenden Sätze. Sie beweisen,
dass die Veranlassung zu der Verfluchung ein unglückliches Liebes-
verhältniss gewesen ist und diese, wie aus den Worten ille sponsus
offenbar wird, von einem Weibe :) ausgegangen ist, welches vielleicht
in der Silonia eine Nebenbuhlerin gefunden hatte. Ist dem so, dann
muss Siloniam gelesen werden, und te sich aut sie beziehen, wäh-
rend die eigentliche Urheberin der Delation ungenannt bleibt und sich
in amo versteckt.

Was den Charakter der Buchstaben anlangt, so ist der-
selbe noch ein recht guter und weist auf eine verhältnissmässig
frühe Zeit hin, so dass das Täfelchen noch dem Anfang des zwei-

1) Frauen haben mit besonderer Vorliebe von diesem Mittel der Super-
stition Gebrauch gemacht, wie z.B. Zündel (Rhein. Mus. N. F. XIX S. 482)
bereits hervorgehoben hat, dass die Knidischen Bleitafeln sämmtlich von
Weibern herzurühren scheinen.
 
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