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Bei Tisch war man gewohnt aus einer helmförmigen Wasserkanne sich das Wasser
über einer runden glatten oder gebuckelten Schüssel über die Hände gießen zu lassen.
In diese Gruppe gehören auch die prächtigen Wasserblasen (Nr. 139—141), die in der
Rückseite der schlanken Waschkästen über einer ähnlichen runden Schüssel angebracht
waren und von denen besonders Nr. 139 durch seine originelle Form in Gestalt eines
aufgebäumten Delphins hervorzuheben ist. Das Motiv wurde von den monumentalen
barocken Brunnenanlagen auf den Stadtplätzen übernommen und geht letzten Endes
wohl auf Bernini zurück.

Das hervorragendste Werk aus der keramischen Abteilung, ein wahres Prachtstück, ist
der Nürnberger Fayenceenghalskrug mit figuraler Purpurmalerei und vergoldeter Silber*
fassung. Die Darstellung, eine Allegorie, welche Christus mit einer Jungfrau in einem
reichen Barockgarten sitzend zeigt, ist uns von zwei anderen Krügen in den Museen zu
Hamburg und Nürnberg bekannt, welche beide die Signatur des in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts blühenden Nürnberger Hausmalers Abraham Helmhack tragen.
Wir sind somit berechtigt, auch unseren Krug (Nr. 352) der Hand Helmhacks zuzu*
schreiben. Der Krug im Nürnberger Germanischen Museum ist nahezu identisch mit
dem Schönebecker und trägt, wie dieser, außerdem auf dem Halse das Wappen der
dortigen Patrizierfamilie der Haller von Hallerstein. Umgeben ist das runde
Medaillon von schwungvollen, schöngezeichneten Blumenranken, die gleichfalls ganz im
Stile Helmhacks gemalt sind. Die Silberfassung zeigt neben dem Nürnberger Beschau*
zeichen die Meistermarke C. K., die wohl als Conrad Kerstner aufzulösen ist, der
nach Ro senb erg (III3 Nr. 4233) im Jahre 1652 Meister wurde und um 1700 starb.
Rosenberg führt von ihm zehn Arbeiten, darunter auch die Fassung eines Elfen*
beinkruges auf Schloß Wiesentheid bei Graf Schönborn, an. Weiterhin finden wir
zahlreiche der interessanten und von den Sammlern besonders jetzt so hochgeschätzten
und leidenschaftlich gesuchten dekorativen Schüsseln und Krüge aus den verschiedenen
Manufakturen zu Delft, dann aus den deutschen Fayencefabriken zu Nürnberg, Hanau,
München usw. Den Töpferwerkstätten zu Gmunden in Oberösterreich entstammen
einige tiefe Henkelschüsseln (213/4) und die hübsche marmorierte Schüssel Nr. 263.
Von seinen spanischen Reisen hat Herr von Schönebeck einige der dekorativen mit
Goldlüster dekorierten, sogenannten spanisch*maurischen Schüsseln aus Valencia und
Umgebung (345—347), sowie jene bei uns sehr seltenen Schüsseln des 16. und 17. Jahr*
hunderts aus der Manufaktur Talavera mitgebracht, die in Blau oder in Gelb und Mangan
gut stilisierte Tiere und Blumenranken tragen (224, 225, 226 und 233). Eine besonders
hübsch modellierte Rokokoterrine (Nr. 266) mit feinem Blumendekor in Scharffeuerfarben
entstammt einer norddeutschen Fabrik. Sehr hübsch sind einige reliefierte, bunt be*
malte Weihwasserbecken von spanischer, italienischer und alpenländischer Provenienz
(Nr. 281—284), denen sich zwei italienische figurale Reliefs mit Madonnendarstellungen
anschließen (285—286). Eine amüsante Gruppe bilden die zahlreichen zum Teil recht
phantastischen Tiergestalten aus bemalter und unbemalter Fayence, welche zum Teil als
Deckelterrinen verwendet wurden und während des 18. Jahrhunderts, aber auch noch in
der Volkskeramik während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr beliebt waren und
in den meisten Manufakturen und Töpferwerkstätten angefertigt worden sind (Nr. 293
bis 307).

Besonders reichhaltig ist die Gruppe der Kupfer*, Messing* und Bronzearbeiten,
welche eine recht ausgiebige Ausbeute für die Sammler der verschiedensten Hausgeräte
in diesen Techniken bietet. Wir finden zahlreiche Typen von Helmkannen, Weihwasser*
kesseln, Wasserkübeln mit Bügeln, runden zum Teil reliefierten Schweizer Deckeldosen
für Pasteten, dann geschmackvolle, zumeist ovale, flache Anbieteplatten, welche die
Gelbgießer in Nachahmung der getriebenen Silberschüsseln gleichfalls in Treibarbeit
mit figuralen und ornamentalen Darstellungen zu schmücken pflegten (Nr. 672, 695,
686); auch glatte undekorierte Anbieteplatten dieser Art, nur mit schlichter Profilierung,
schon aus der Empirezeit mit ihrer klassistischen Einfachheit, kommen vor.

Eine Gruppe für sich bilden die beliebten sogenannten Nürnberger Beckenschläger*
Schüsseln aus Messing mit ornamentalen und figuralen, zumeist religiösen Darstellungen,
welche vom 14. —16. Jahrhundert in den dortigen Werkstätten in großen Mengen ange*
fertigt und überallhin exportiert worden sind (Nr. 680, 780 und 782). Einige gegossene
 
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