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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Erstes Heft
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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0061

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ZUR GRIECHISCHEN KUNSTGESCHICHTE

51

Auslegungen mit scheinbar gleichem Rechte auftreten können
und ihr Widerstreit zuweilen den Charakter einer scholasti-
schen Controverse anzunehmen droht. Diese Gefahr darf aber
nicht abschrecken der Wahrheit bis an die erreichhare Gränze
zu folgen. Jeder neugewonnene Zug in dem Bilde eines unter-
gegangenen Meisterwerks wirft Licht auf alle Kunst die unter
seiner Nachwirkung steht; und je schärfer das Wissen um-
schrieben ist welches die schriftliche Ueherlieferung ermög-
licht, um so rascher und klarer muss sich der Gewinn gestal-
ten; den der glücklicheFund eines verwandten neuen Denkmals
bieten kann. Diese Bedeutung der Sache mag entsclmldigen
wenn ich, auch ohne über wesentlich neues Material zu ver-
fügen, auf die schwierige Frage nach der Aphrodite Anadyo-
mene des Apelles, welche durch eine gelehrte Untersuchung
von Ludolf Stephani (C. R. 1870 und 1871 p. 71 folg.) vor
Kurzem scheinbar Abschluss erhalten hat, noch einmal zurück-
komme, und eine früher von mir ausgesprochene Vermuthung
(de Anthol. epigramm. p. 73 folg.) gegen Stephani wieder
aufnehme, um sie bei aller Ausführlichkeit zu welcher seine
mit glänzendem Apparate und autoritativer Schärfe auftre-
tende Erörterung den Abweichenden verpflichtet, in thun-
lichster Kürze neu zu begründen. Veranlassung dazu gibt mir
ein gegen Stephani gerichteter Aufsatz von Theodor Schreiber
(Archaeol. Zeitung N. F. VIII p. 109 folg.), da ich die Zustim-
mung deren ich mich von Seite dieses Gelehrten zu erfreuen
hahe, nicht für alle Punkte seiner Vertheidigung meiner An-
sicht erwiedern kann.

Bekanntlich ist unzweideutig nur überliefert, dass Aphro-
dite im Bilde des Apelles dargestellt war aus dem Meere
kommend und das Wasser aus dem Haar trocknend. Alles
Weitere, namentlich ob sie mit oder oline Gewand, allein oder
mit andern Figuren, im Meere oder am Strande dargestellt war,
kann nur durch Schlüsse bestimmt werden, und Elemente
für Schlüsse dieser Art sind in der Tliat vorhanden. Während
mich dieselben veranlasst hatten die Göttin unbekleidet, aus
durchsichtiger Fluth mit dem Oberkörper auftauchend zu denk-
 
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