Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

DOI Heft:
Erstes Heft
DOI Artikel:
Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0066

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56

ZUR GRIECHISGHEN KUNSTGESCHICHTE

rechtigung für den Ausspruch des Paris; allein derselbe Name
kommt mit ganz gleichem Recht auch einer Eidechse zu, wel-
che aus der Tiefe einer Badewanne emporgehoben wird, und
von dieser wird man doch wolil nicht behaupten wollen,
dass Paris sie den drei Göttinnen vorgezogen haben würde».
Indessen heisst irpoxaTaitpivstv nicht «vorziehen», sondern «prius
condemnare», so dass also das Fragezeichen am Schluss durch
einen Punkt zu ersetzen ist wie schon Jacobs bemerkt hat.
Auch ist nacli spAaosw? zu interpungiren und Trfv ÄvaSuoptsvviv
TauTvjv zusammenzuziehen. 2aupa bedeutet aber in der p.ouaa
Trai^Dcvi des Straton, die das zwölfte Buch der Anthologia Pa-
latina bildet, nicht «Eidechse» sonclern «das Glied eines Kna-
ben» (vergl. XII 3, 5). Der Sinn des Gedichts ist also viel-
mehr: «Gestern liess der Knabe Diokles beim Baden seine
Scham aus dem Wasserbecken auftauchen. Wenn diese auf-
tauchende Schönheit, diese Anadyomene dem Paris vorgestellt
worden wäre, würde er (nicht zwei sondern) alle drei Göttin-
nen stehen gelassen und sich für Knabenliebe entschieden ha-
ben»1. Stephani behauptet vornehmlich auf Grund dieses Epi-
gramms, dass man ausschliesslich das von Apelles geschaffene
Motiv der Aphrodite mit dem Namen Anadyomene bezeich-
nete. Wäre dies richtig, so würde der Scherz des Straton,
so viel ich sehe, ohne Weiteres gegen seine Auffassung des
Bildes entscheiden und ebenso bestimmt für die meinige be-
weisen. Ich selie aher für jene Behauptung keine Möglichkeit
der Begründung. Wie mir scheint ist mit Sicherheit nur so
viel aus clem Gedicht zu entnehmen, dass man sich eine Ana-
dyomene überhaupt in der Situation des Auftauchens vorstell-
te. Denn nur unter dieser Voraussetzung versteht man, wie
eine freilich in jeder Hinsicht verdorbene Phantasie durch
einen aus einer Wasserfiäche sich erhebenden Gegenstand
der heterogensten Art auf Aphrodite Anadyomene geführt
werden, ihn mit ihr vergleichen konnte.

1 [Vgl. jetzt über das Epigramm des Straton aucli Heydemann im Hermes
XI S. 124 und v. Wilamowitz-Moellendorff in der archaeolog. Zeitung VIII S.
168. — U. K.],
 
Annotationen