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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Erstes Heft
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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0067

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ZUR GRIECHISCHEN KUNSTGESCHICHTE

57

5. Dass Apelles die Göttin bekleidet darstellte ist niclit be-
wiesen. Stephani macht hanptsächlich eine historische und
eine wesentlich ästhetische Erwägung dafür geltend. Der
feine Sinn des Apelles und seiner Zeitgenossen habe für die
Gestalt einer weiblichen Gottheit mindestens theilweise Yer-
liüllung gefordert, völlige Nacktheit würde ihm widerspro-
chen haben ; selbst der knidischen Aphrodite des Praxiteles
sei ungetheilter Beifall nur zögernd zugekommen, da man
erst noch geprüft habe, oh «selbst diese Form den für die
Göttin der Liehe und Schönheit nöthigen Grad von Schamhaf-
tigkeit zu erkennen gebe» (p. 119). Mir erscheint diese For-
derung nicht unbestreitbar. Ihre Richtigkeit zugestanden,
würde sich die Existenz eines Gewandes im Bilde des Apelles
noch keineswegs daraus ergeben. Der Kunst, namentlich der
Malerei stehen noch viele andere Mittel der Yerhüllung zu
Gebote als ein Kleid. Bei der Geburt aus dem Meer, mit wel-
cher Nacktheit als das Natürliche gegeben war, lag es nahe
durch Fluth die Blösse zu decken.

Stephani macht ferner darauf aufmerksam, dass die (von
ihm zuerst in überraschender Menge nachgewiesenen4) er-
haltenen Kunstwerke welche Aphrodite das Haar trock-
nend darstellen, grösstentheils Statuen und geschnittene Stei-
ne, die Göttin bald unterhalb bekleidet bald ohne jedes Ge-
wand zeigen. Diese auffällige Thatsache, verstärkt durch
eine Stelle des Artemidor (oneirocr. II 37 p. 142 ed. Her-
cher) aus weicher hervorgehe, dass man zu seiner Zeit Nach-
bildungen der Anadjomene des Apelles in diesen heiden
Formen gekannt habe, lasse sich nur dann historisch begrei-
fen, wenn das Original die unerlässlich scheinende Gewand-
hülle besass; denn der gesunkene Geschmack späfcerer Jahr-
hunderte könne die Schöpfung des grossen Malers wohl durch
völlige Entblössung entstellt, unmöglich aber durch Zuthat
eines Gewandes verbessert haben.—Ich glaube, die Geschichte

1 Die gegebene Uebersicht laesst sich gewiss noch vielPach erweitern.
Ich vermisse einige Piombi bei Ficoroni und Garrncci und eine schoene Mar-
morstatue bei Adam recueil de sculptures Paris 1754 tab. 27. 28.
 
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