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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Erstes Heft
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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0071

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ZUR GRlECfflSCHEN KUNSTGESCHICHTE 61

Freilich ist uns Zeit und Autor des Gedichts nicht näher
hekannt und Apelles wird in demselben nicht erwähnt. Aber
es ist allgemein anerkannt, dass dies nur Zufall ist, da es in
der nach dem Inhalte der Gedichte geordneten Planudeischen
Anthologie mitten unter den ausdrücklich auf das Gemälde
des Apelles bezüglichen Gedichten steht, wie es denn auch
das Lemma als darauf hezüglich bezeichnet. Der einzige Ge-
lehrte, der dies, übrigens ohne Angahe eines Grundes, in
Ahrede gestellt hatte, H. Brunn, hat seinen Zweifel kürzlich
zurückgezogen (vergl. J. Meyer ?s Künstlerlexicon s. v. Apel-
les Bd. II p. 166).

Stephani p. 116 findet in dem Epigramm die Tendenz
«einen entschiedenen Protest zu erheben gegen die zur Zeit
des Dichters, wann er auch gelebt hahen mag, immer wei-
ter um sich greifende Unsitte, die Äva&uogsvr völlig nackt. dar-
zustellen». Denn offenbar sei, kurz zusammengefasst, der In-
halt seiner Yerse: «Als Aphrodite aus dem Meer emporgestie-
gen war, begann sie erst dann die nassen Haare auszudrü-
cken, nachdem sie, wie sich geziemt, den Unterkörper mit
einem Gewand bedeckt liatte. Denn nur durch Schamhaftig-
keit (dies ist der Sinn der Worte: si toitAs, den Artemidor
durch : atcpvviv Trpoayopsust ausdrückt) vermochte sie das Herz
des Ares zu gewinnen».

Nach meiner Ueberzeugung ist mit dieser Auffassung der
Gedankengang des Gedichts ebensosehr misskannt als die Na-
tur derartiger Kunstepigramme überhaupt. Es widerspricht
der späteren Anschauung sowohl von Aphrodite wie von Ares,
dass die Göttin den Gott durch Schamhaftigkeit bezaubere.
Nicht Zucht sondern offene Schönheit überwindet den unge-
stümen Gott der Schlacht. Leonidas (Anth. Plan. IV 171) wirft
einem Bildwerke welches Aphrodite gerüstet darstellt, das
seltsame Costüm mit den Worten vor: aÜTÖv Apr, yugvr yap d<p-
toTCNtca;—-wozu der kriegerischen Wehr, da du waffenlos ent-
blösst—-denn dieser Doppelsinn liegt in yupr—ihn entwaffnest?

In einem Epigramm auf die knidische Aphrodite des Pra-
xiteles (Anth. Plan. IV 160) kommt Aphrodite selbst zu ihrem
 
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