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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Benndorf, Otto: Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0072
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62

ZUR GRIECHISCHEN KUNSTGESCHICHTE

Bilde und frägt erstaunt, wo Praxiteles sie nackt gesehen
liabe, der Dichter aher antwortet ihr:

IIpa^tTEXn; oü/t £t(^£v ä p.vi Ö£[/.t;’ äXV 6 ciSvipo;
e^ecev oi'av Apr; rj6£>.£ TViv nacptrv,
der Künstler also hahe nichts Unerlaubtes gesehen, sondern
nur das nackte Bild so ausgeführt, wie Ares es gewollt habe.

Vielmehr sagt Demokrit: «So ungefähr (outco ttoo), in die-
ser Haltung wie liier im Bilde, das nasse Haar aus dem Ge-
sicht streichend und ausdrückend, mit dem Oberleib allein
sichtbar, mag die Göttin sich aus dem Meere erhoben haben.
Ist sie in Wirklichkeit aher so wie hier im Bilde, dann ist es
freilich um Enyalios geschehen». Gewöhnlich preisen die
Epigramme ein Kunstwerk dadurch dass sie es mit dem täu-
scliend erreichten Vorbilde der Wirklichkeit in irgend einer
spielerischen Fiction verwechseln. Hier tritt dasselbe Loh von
einer andern Seite auf; die Schönheit des Kunstwerks ist so
gross dass es fraglich bleibt ob sie von der Wirklichkeit er-
reicht wird : ist die Göttin in der That so vollendet wie ihr
Bild, dann hegreift man wie sie einen Ares bewältigt. Ge-
nau dieselbe Wendung, nur mit einem andern Schluss, be-
nutzt Julian in dem ohen erläuterten Gedichte: ei zoir\ 7t:ote
KuTrpt; x.TX.

Bei diesem Gedankengange haben die Worte cTEpva p.ovov
(pai'vouca Ta y.al Olgt; in Verbindung mit yugvvi E^avE^o entschei-
denden Werth; sie bezeichnen das Motiv der Anadyomene mit
aller Deutlichkeit. Wer im Meer aufsteigt, aus ihm kommt,
hat kein Gewand, wie viel weniger die Göttin bei ihrer Ge-
burt. Wenn also nur der obere Tlieil ihrer Figur zu sehen
war, so muss der untere sicli im Wasser hefunden haben —
ungefähr so wie in der Manier dieser Epigrammatisten ein
Anakreontiscb.es Gedicht (56, Bergk lyr. gr. III3 p. 1072, Starck
quaest. Anacr. p. 72) eine im Meere schwimmende Aphrodite
nach dem Graffito eines silbernen Spiegels beschreibt:

6 &£ vtv eSei^s yuptväv,

Sca [avi OEgt; S’ opäcöat,
ti.6va xöjxcunr xix'Xutsteu
 
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