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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Drittes Heft
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Kekulé von Stradonitz, Reinhard: Marmorkopf aus Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0200

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182

MARMORKOPF AUS ATIIEN

der Anordnung des Haares, wie in allen Formen durchaus
gleich. Aucli die Maasse stimmen genau überein ; nur ist der
Mund an dem Kasseler Kopf weniger breit und sein Unter-
gesicht wenigstens in dem gegenwärtigen Zustand vielleicht
etwas, doch kaum bemerkhar, kleiner. Ueberhaupt erscheint
der Kasseler Kopf etwas anmuthiger und weicher, und seine
Arbeit ist weiter gebracht und im Detail sauberer als dies bei
dem athenischen Kopf der Fall ist. Bei jenem sind die langen
Locken an den Seiten frei, bei diesem erscheinen sie wie um
Stäbe eewickelt; an den kleinen Locken über der Stirn ist bei
jenem der Bohrer viel mehr und auffälliger gebraucht als bei
diesem. Der äusserlich auffälligste Unterschied ist dass, wäh-
rend bei dem Kasseler Kopf hinten am Kopf unter den Flech-
ten der Hals glatt ansetzt, an dem athenischen Kopf ebenda
die breite dicke Masse auf den Hals herabgeht, welche die
Profilansicht Tafel IX erkennen lässt. Doch würde es irrig
sein, darin etwa einen Haarschopf zu vermuthen, den der
Ivünstler oline sich die Anordnun" des Haars klar zu machen

O

vielleicht missverständlich zugefügt habe. Eben der Vergleich
des Kasseler Kopfs bestätigt dass diese Masse nichts ist als ein
bei der Bearbeitung zunächst stehen gebliebener roher Theil,
dessen Beseitigung man später versäumt hat. So schön und
bestimmt die Züge des athenischen Kopfs sind und so viel
Feinheiten man aus ihnen heraussehen kann —, so zeigt docli
z. B. aucli der Mund deutlich, dass die Arbeit in der That
nicht zur letzten Vollendung gebracht worden ist, und wenn
trotz dieses Mangels der athenische Kopf durch schärfere Aus-
prägung des Typus und durch grössere Klarheit und Frische
der Formen anziehender sein mas, werden die meisten
Künstler vermuthlich die grössere Weichheit der Arbeit an
dem Ivasseler Kopf vorziehen, die freilich, wie ich glauben
möchte, mit der Strenge des Typus in einigen Widerstreit
geräth.

Den drei Beispielen, welche ich zur Erläuterung des athe-
nischen Kopts anführen konnte, werden sich künftig vermuth-
lich nocli andere anreihen lassen; auch der Kopf einer der
 
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