MARMORKOPF AUS ATIiEN
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wenigen Apollohermen, welche ich kenne1, muss nah verwandt
sein. So viel ist schon jetzt deutlich, dass dieser Typus ineiner
gewissen Zeit Ansehen und Verbreitung genossen haben muss.
Winckelmann schwankte, ob der capitolinische und der
Apollo Conti etruskisch oder altgriechisch seien ; Völckel er-
klärte sie für altgriechisch. Heute wird Niemand sie selbst für
altgriechisch halten, aber Jeder zugeben, dass sie mit alt-
griechischer Kunst zusammenhängen. Nur darüber werden
die Ansichten aus einander gelien, ob das maassgebende Vor-
bild der alterthümliclien Kunst selbst anoehört liabe, oder ob
dafür eine selbständige Fortentwicklung eines alterthümlichen
Typus voraus zu setzen sei. Leichter wird man sich wohl
darüber einigen, dieses Urbild in einer angesehenen athe-
nischen Cultusstatue zu suchen. Der bei dem Olympieion
gefundene Kopf wird doch sicherlich in Athen gearbeitet sein ;
er wird schwerlich dem Urbilde seibst angehört haben, da
die Arbeit nicht völlig zur Vollendung gebracht ist. Aber un-
ter den vorliandenen Repiiken ist er die strengste und früh-
ste, und icli würde keine Schwierigkeit finden diesen athe-
nischen Kopf noch in gute Zeit zu setzen. Aber bei AVerken,
welche in bewusster Anlehnung an alterthümliche Vorbiider
entstehen, sind die Merkmale um so schwerer zu fassen,
rücken die Schranken der Möglichkeiten um so weiter aus
einander. DerMarmor der Kasseler Statue ist anscheinend pen-
telisch; aucli sie mag in Athen gearbeitet sein, aber ihre Aus-
führung würde ich mir schwer früher als in römischer Zeit
denken können. Die capitolinischeStatue ist, wennicii michauf
mein Gedächtniss verlassen kann, von geringerer Arbeit. Eine
genauere Feststellung des Verhältnisses dieser Repiiken unter
einander und zur Pariser Figur kann ich, da sie nur mit
Hilfe von Abgüssen und Photographien aller Exemplare mög-
lich wäre, gegenwärtig nicht vornehmen.
Bonn am/Rhein. REINHARD KEKULE.
1 Im capitolinisclicn Museum, Zimmer der griecliisclien Kocppe, no. S2.
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wenigen Apollohermen, welche ich kenne1, muss nah verwandt
sein. So viel ist schon jetzt deutlich, dass dieser Typus ineiner
gewissen Zeit Ansehen und Verbreitung genossen haben muss.
Winckelmann schwankte, ob der capitolinische und der
Apollo Conti etruskisch oder altgriechisch seien ; Völckel er-
klärte sie für altgriechisch. Heute wird Niemand sie selbst für
altgriechisch halten, aber Jeder zugeben, dass sie mit alt-
griechischer Kunst zusammenhängen. Nur darüber werden
die Ansichten aus einander gelien, ob das maassgebende Vor-
bild der alterthümliclien Kunst selbst anoehört liabe, oder ob
dafür eine selbständige Fortentwicklung eines alterthümlichen
Typus voraus zu setzen sei. Leichter wird man sich wohl
darüber einigen, dieses Urbild in einer angesehenen athe-
nischen Cultusstatue zu suchen. Der bei dem Olympieion
gefundene Kopf wird doch sicherlich in Athen gearbeitet sein ;
er wird schwerlich dem Urbilde seibst angehört haben, da
die Arbeit nicht völlig zur Vollendung gebracht ist. Aber un-
ter den vorliandenen Repiiken ist er die strengste und früh-
ste, und icli würde keine Schwierigkeit finden diesen athe-
nischen Kopf noch in gute Zeit zu setzen. Aber bei AVerken,
welche in bewusster Anlehnung an alterthümliche Vorbiider
entstehen, sind die Merkmale um so schwerer zu fassen,
rücken die Schranken der Möglichkeiten um so weiter aus
einander. DerMarmor der Kasseler Statue ist anscheinend pen-
telisch; aucli sie mag in Athen gearbeitet sein, aber ihre Aus-
führung würde ich mir schwer früher als in römischer Zeit
denken können. Die capitolinischeStatue ist, wennicii michauf
mein Gedächtniss verlassen kann, von geringerer Arbeit. Eine
genauere Feststellung des Verhältnisses dieser Repiiken unter
einander und zur Pariser Figur kann ich, da sie nur mit
Hilfe von Abgüssen und Photographien aller Exemplare mög-
lich wäre, gegenwärtig nicht vornehmen.
Bonn am/Rhein. REINHARD KEKULE.
1 Im capitolinisclicn Museum, Zimmer der griecliisclien Kocppe, no. S2.