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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Drittes Heft
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Julius, Leopold: Ueber den Südflügel der Propylæen und den Tempel der Athena Nike zu Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0247

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DER PROPYLEEN

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niedrig, das Gebiilk im Verhältniss zu spätern Bauten sehr
hoch. Alles das ist richtig, beweist aber noch nicht, dass der
Tempel ältersei als die Propyläen. Die Capitelle derionischen
Säulen der Propyläen liaben die grösste Aehnlichkeit mit de-
nen des Tempels; auch fehlt beiden der im ionischen Stil
tiberhaupt seltene Anthemienschmuck des Halses. Die Basen
der Tempelsäulen haben trotz des gedrückten untern Torus
schon alle Elemente der attischen Form, während die der
Propyläensäulen durch die untergelegte gekehlte Plinthe und
die Energielosigkeit des Trochilus, welcher in der attischen
Basis das dominirende Glied ist, noch sehr stark an die ioni-
sche Form erinnern U Der Grund gewisser Abweichungen, he-
sonders in den Proportionen, von den sonst ühlichen Normen
des ionischen Stiles ist nicht im höhern Alter des Bauwerkes,
sondern im Aufstellungsort und in den kleinen Dimensionen
desselben zu suchen. Bühlmann (Die Architektur des classi-
schen Alterthums und der Renaissance p. 18) urtheilt mit
Recht über die Bildung der Säulen : « Um sie nicht zerbrech-
lich und ilire decorativen Formen niclit kleinlich erscheinen
zu lassen, mussten kräftigere und gedrungenere Yerhältnisse
angewendet werden, als bei grösseren Säulenstellungen. »
Dasselbe gilt von ailen Proportionen des Bauwerkes 1 2.

Bei Annahme einer früheren Entsteimnfirszeit bleihen auch

O

einige wichtige Fragen ganz unbeantwortet: warum iiat man
den Tempel, wenn er eher als die Propyläen erbaut wurde,
so auf die Kante des Pyrgos gesetzt, und wie komrnt der letz-
tere zu seiner so auffällio; unresfelmässinen Forrn? Um dieser
Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen, hat man allerdings

1 Auf das zeitliche Verhältniss der ionisclien und attischen Weise einzugehen
ist hier nicht der Ort; ich heschränke mich auf Sempers Darlegung: Stil It S.
444 fF. zu verweisen.

2 Aus architektoniscnen Gründen spricht sich auch Prestel in sciner mir
unzugängliclien Monographie: Der Tempel der Athena Nike (Mainz 1873) für
die spätere Erbauungszeit aus, wie dies schon früher Bursian (Rhein. Mus. N.
F. X S. 511) und Andere, von dem Stile des Tempclfrieses ausgehend, gethan
haben.

JIITTH, D. AßCH. IVST. I.

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