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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Viertes Heft
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Julius, Leopold: Weiblicher Kopf in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0297

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1N ATHEN

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nonseulpturen und fand die Rückseiten wenn aucti nicht so
stark wie bei unserem Kopfe, so docli stärker vernachlüssigt,
als man es nach den Angaben erwarten sollte. Die Rücksei-
ten der Aegineten sind allerdings fast eben so sorgfältig wie
die Yorderseiten gearbeitet, sie gehören aber noch der ringen-
den; lernenden Kunst arp der Zeit der Schulung: der Lernende
ist in vielen Dingen peinlicher als der Meister und muss es
sein. Auch blieb die massenhafte Production der Blüthezeit
gewiss nicht ohne Einffuss. Die Rück- und Oberseiten der
neugefundenen Giebelstatuen zu Olympia sind völlig roh ge-
blieben. Wir dürfen also mit Sicherheit behaupten, dass man
auch in guter griechischer Zeit bei der Ausführung von Sta-
tuen solche Theile, welche bei der Aufstellung nicht sichtbar
waren, mehr oder weniger vernachlässigte.

Was die Zeit der Entstehung unseres Kopfes anlangh so
kann selbst bei flüchtiger Betrachtung kein Zweifel darüber
sein; dass wir es mit der originalen Arbeit eines bedeutenden
Kiinstlers zu thun haben;, sofrisch, ursprünglich und genial ist
die ArbeiR und zwar mit einem WerkeausderzweitenBlüthe der
attischen Kunst, derZeit des schönen Stiles. DerKopfscheintwie
geschaffen die von den Schriftstellern über die Kunst dieser
Zeit, besonders die des Praxiteles überlieferten Nachrichten zu
illustriren.

In erster Linie zieht, rein äusserlich betrachtet, die wun-
dervolle Behandlung des Marmors unsere Aufmerksamkeit
auf sich. Die Durchsichtigkeit des Materiales ist in der fein-
sten Weise für die Darstellung der zarten, weichen über dem
Muskel liegenden Theile und des leichten, welligen Haares
benützt. Es ist in einem solchen Grade auf die reine Marmor-
wirkung hingearbeitet, dass der Kopf in Gips mehr, als ge-
wöhnlich der Fall ist, verliert. Ferner ist es die veritas, « die
naturgetreue Darstellung der Oberfläche des Körpers », « die
Darstellung der Natur, wie sie erscheint, wie sie in dieser Er-
scheinung nichfc sowohl auf den Geist, als auf die Sinne des
Beschauers wirkt » (Brunn), welche in die Augen fällt. Selir
lehrreich würde es sein, einen Yergleich dieser Formenge-
 
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