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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 1.1876

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Viertes Heft
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Julius, Leopold: Weiblicher Kopf in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29169#0299

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IN ATIIEN

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di'iick hervorbringen mochten. Die Formen des herliner Exem-
plares scheinen etwas jugendlicher, sie sind nach römischer
Art aucli glatter gearheitet; die Darstellung des Affectes ist
weniger zurückhaltend und massvoll, als im athenischen. Die
Bildung des Auges ist verschieden : im athenischen Kopfe wie
in allen griechischen Idealköpfc.n speciell auf den beabsich-
tigten Ausdruck hin gebildet, im berliner mehr naturalistisch
wie öfter in römischen Copien, ein Unterschied, auf den mich
bei anderer Gele2,enheit Brunn aufmerksam maclite; ferner
ist in dem griechischen Werke das Auge fast gleichmässig
von den Lidern umrahmt, während in dem römischen das
untere Lid natur«;emäss wenmer stark als das obere hervor-
tritt. Die Aehnlichkeit beider Köpfe ist aber so gross, dass
wir in dem berliner eine nacli römischem ZeitG;eschmack um-
gebildete Wiederholung des athenischen Originales erkennen.
Ein Unterschied ist indess nocli hervorzulieben. Im berliner
Exemplar ist jener im athenischen erhaltene räthselhafte Mar-
morrest an der rechten Seite niclit vorhanden. Es wird liier-
durch die oben ausgesprochene Yermuthung, dass dersel]>e
xon der den Kopf stützenden rechten Hand übriggeblieben sein
dürfte, unwahrscheinlich, erkann alsdann nur von einem dem
Copisten nebensächlich erscheinenden Schmuck herrühren,
wenn wir nicht etwa annehmen wollen, der Copist sei dadurch,
dass er von der Statue nur den Kopf in Büstenform copirte,
zur Weglassung der Iland genöthigt worden. Die bessere
Durchführung der im Originale vernachlässigten Haarpartien
spricht für diese Annahme. Jedenfalls erfreute sich, wie die
römische Copie beweist, unser Original im Alterthume eines
gewissen Itufes, den es gewiss auch verdient.

Zum Schluss möchte ich noch auf die merkwürdige Aehn-
lichkeit unseres Kopfes mit dem der Demeter von Knidos hin-
weisen. Der Ausdruck in beiden ist zwar verschieden, gibt
aber in seiner Feinheit Zeugniss dafür, dass beide auf Grund-
lage derselben Anschaüungsweise entstanden sind. Die Be-
handlung der Form ist in beiden auffallend. ähnlich. Deslialb,
glaube ich, sind wir berechtigt, aucli dieses scliöne Werk

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MlXTIi. D. AßCII. IKST. I.
 
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