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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 2.1877

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Heft 1
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Curtius, Ernst: Kybelerelief von der ionischen Küste
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https://doi.org/10.11588/diglit.29491#0075

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VON DER tONISCHEN KEESTE

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Conze in der ersten Abhandlung zu den Anfängen der grie-
chischen Kunst zu Tafel VH besprochen hat. Es ist der Unter-
satz eines Hohlgefässes, ein Kesselträger, welcher bestimmt
ist., über dem Kohlenbecken aufgestellt zu werden., und dessen
Oeffnungen dazu dienen., durch Luftzog die Kohlenglut leben-
dig zu erhalten. Altertümliche Gefässe dieser Gattung sind
in den Sammlungen von Würzburg, Berlin, London und Paris
vorhanden. Wir haben uns also ein solches Geräth als ein im
Heiligthum der Kybele stehendes Weihgeschenk zu denken,
wie das üxoxpzTTi^ihov im delphischen Tempel (Herodot 1 25).
Der Mischkrug, welcher darauf stand, ist durch den Bruch
verloren.
Als ein zweites im Heiligthum aufgestelltes Weihgeschenk
betrachte ich die daneben stehende Jünglingsligur, weiche
durch die Basis als Anathema charakterisirtist. Als weinschen-
kender Dämon erinnert er, wie der Silen, an den Kreis des
Dionysos, mit welchem Kybele nahe verwandt ist; er gehört
zu der Gruppe derjenigen Gestalten, welche für den Typus der
italischen Laren als Vorbild dienten. Offenbar ist der jugend-
liche Weinschenk ein Symbol der Segensfülle, welche von der
Göttin ausströmt. Es ist eine grosse Naturgöttin, welche den
Erdboden mit Frühlingsblumen bedeckt — das bezeichnen
die beiden Ornamente rechts und links vom Thron, die Ro-
sen, weiche ihr in demselben Sinne eigen sind w ie der Aphro-
dite -— ; und welche das kraftvollste Gewächs, den Wein-
stock, geschallen hat. Daher wurden auch heilige Bilder der
Kybele aus Rebholz geschnitten. Dieselbe Göttin ist es, welche
das Thierreich erhält, dessen kräftigste Vertreter ihr huldi-
gen. Das bezeugt der Löw e auf ihrem Schoosse und densel-
ben Gedanken veranschaulicht der Fries, welcher wie eine
Predella den untern Saum des Thrones schmückt. Die beiden
der Göttin vorzugsweise eigenen Thiere bilden die aus drei
Gruppen bestehende Reihe. In der Mitte begegneten sich zwei
Löwen; rechts und links kämpfen Löwe und Stier mit einan-
der, alle gleichsam zu Ehren der Göttin Muth und Kraft an
einander erprobend. Dieselbe grosse Naturgöttin zeigt end-
 
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