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DIE ANTIKEN KUNSTWERKE
(z. B. Mott. I, 51 die bekannte Achilleusvase, Luynes
PI. I. XI). Wenden wir uns von dieser lebendigen
wenn auch mehr mechanisch bewegten Scene zu der sparta-
nischen Stele zurück, so empfinden wir aufs Lebhafteste den
Abstand, welcher diese unbehültliche Kunst von der militä-
risch geschulten Beweglichkeit jener Darstellung trennt. Es
wird gerathen erscheinen, bei weiteren Vergleichen auf einen
äusserlichen aber nicht unwichtigen Gesichtspunkt einzu-
gehen , indem wir die bisher noch nicht erörterte Frage nach
der Bekleidung hineinziehen. Die weiblichen Figuren der
Stele zeigen glatt am Körper herabhängendes Gewand, welches
denselben fast ganz ohne Rücksicht auf die Formen nach Art
einer Hülse umschliesst. Wir dürfen dieses Bekleidungs-
prinzip noch als spezifisch orientalisch bezeichnen. Unter den
gemalten Vasen begegnen wir ihm (abgesehen von den me-
lischen Thongefässen in denen auch der Zuschnitt der Klei-
dung eigentlich noch ganz asiatisch ist) auf jener ältesten
Gattung korinthischer Gefässe, deren Zeichnung mit brauner
Farbe auf den gelben Grund aufgetragen ist und die zeitlich
der schwarzfigurigen Vasentechnik noch vorangeht L Die
Figuren sind dann gleichfalls roh und unbeholfen, die in
Gewändern steckenden Leiber breit und gedrückt, während
die Gliedmassen meist zu schwächlich ausfallen, was der
plastische Stil natürlich vermeidet.
Dem gegenüber zeigen die Reliefs A und B einen wesent-
lichen charakteristischen Unterschied. Die Bekleidung ist
(bis auf die ungewöhnlichen Schnabelschuhe) griechisch :
bei den Männern der Mantel, bei den (adorirenden) Frauen
kurzer Überwurf über dem Chiton (der in mehreren Fällen
* Vgl. Jahn, Einleitung in die Vasensamml. S. CXLH; Arch. Ztg. t859 ,
125, 3; 1863, 175 ; Mon. dell'tnst. Ift, 46; Raoul-Rochette, Feint. Pomp.
S. 73. Wo diese ungriechische Tracht in entwickelteren schwarzfigurigen Vasen-
biidern auftritt, erscheinen doch meist wesentliche Modificationen. Der lange
Rock ist dann wenigstens in der Hüfte geschnürt. Auch kommt dazu meist ein
kurzer Ueberwurf oder ein faltenreicherer Mantel. Oft wird die glatte Fläche
auch durch zierliche Muster belebt.
DIE ANTIKEN KUNSTWERKE
(z. B. Mott. I, 51 die bekannte Achilleusvase, Luynes
PI. I. XI). Wenden wir uns von dieser lebendigen
wenn auch mehr mechanisch bewegten Scene zu der sparta-
nischen Stele zurück, so empfinden wir aufs Lebhafteste den
Abstand, welcher diese unbehültliche Kunst von der militä-
risch geschulten Beweglichkeit jener Darstellung trennt. Es
wird gerathen erscheinen, bei weiteren Vergleichen auf einen
äusserlichen aber nicht unwichtigen Gesichtspunkt einzu-
gehen , indem wir die bisher noch nicht erörterte Frage nach
der Bekleidung hineinziehen. Die weiblichen Figuren der
Stele zeigen glatt am Körper herabhängendes Gewand, welches
denselben fast ganz ohne Rücksicht auf die Formen nach Art
einer Hülse umschliesst. Wir dürfen dieses Bekleidungs-
prinzip noch als spezifisch orientalisch bezeichnen. Unter den
gemalten Vasen begegnen wir ihm (abgesehen von den me-
lischen Thongefässen in denen auch der Zuschnitt der Klei-
dung eigentlich noch ganz asiatisch ist) auf jener ältesten
Gattung korinthischer Gefässe, deren Zeichnung mit brauner
Farbe auf den gelben Grund aufgetragen ist und die zeitlich
der schwarzfigurigen Vasentechnik noch vorangeht L Die
Figuren sind dann gleichfalls roh und unbeholfen, die in
Gewändern steckenden Leiber breit und gedrückt, während
die Gliedmassen meist zu schwächlich ausfallen, was der
plastische Stil natürlich vermeidet.
Dem gegenüber zeigen die Reliefs A und B einen wesent-
lichen charakteristischen Unterschied. Die Bekleidung ist
(bis auf die ungewöhnlichen Schnabelschuhe) griechisch :
bei den Männern der Mantel, bei den (adorirenden) Frauen
kurzer Überwurf über dem Chiton (der in mehreren Fällen
* Vgl. Jahn, Einleitung in die Vasensamml. S. CXLH; Arch. Ztg. t859 ,
125, 3; 1863, 175 ; Mon. dell'tnst. Ift, 46; Raoul-Rochette, Feint. Pomp.
S. 73. Wo diese ungriechische Tracht in entwickelteren schwarzfigurigen Vasen-
biidern auftritt, erscheinen doch meist wesentliche Modificationen. Der lange
Rock ist dann wenigstens in der Hüfte geschnürt. Auch kommt dazu meist ein
kurzer Ueberwurf oder ein faltenreicherer Mantel. Oft wird die glatte Fläche
auch durch zierliche Muster belebt.