Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

DOI Heft:
[Heft 1]
DOI Artikel:
Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3

DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

Mundwinkel hingewiesen, die als scharfe Falte von der Ober-
lippe senkrecht herabgehen und eigentlich nur die Unterlippe
seitlich begrenzeu, während die Oberlippe glatt in die Wangen
übergeht, eine Bildung, die auch unsere beiden Köpfe vor den
übrigen auszeichnet.

Nun finden sich aber alle diese Besonderheiten in der von
Winter (Athen. Mitth. XIIIS. 113 ff.) um den Kalbträger grup-
pirten Reihe älterer attischer vorchiotischer Kunstwerke1. Für
die robusten Schultern liegt nur ein Bruchstück einer halble-
hensgrossen Frauenfigur aus Kalkstein (Poros) von der Akro-
polis2 und ein Torso im Nationalmuseum als Belegmaterial
vor, und sie sind beide nicht veröffentlicht. Die Bildung der auf
die Schulter fallenden Haare findet sich ebenso bei der Sphinx
von Spata (Athen. Mitth. IV Taf. 5) und einer im National-
museum befindlichen Sphinx aus Pentelischem Marmor, wel-
che aus dem Piräus3 stammt, deren Kopfform der unseres
Kopfes recht ähnlich ist, und die in Mund-, Augen- und Ohren-
bildung und in der Art wie die Haare als Perlschnüre aus
einzelnen aneinander gereihten Gliedern gebildet sind (vgl.
Winter a. a. 0. S. 118) sich durchaus zu den altattischen
Werken stellt. Die bei unseren beiden Köpfen vorliegende Bil-
dung der Haare in Bandform zeigen die drei Köpfe des Typhon

1 Die Gruppe jener Werke hat sich seitdem, namentlich durch die zahl-
reichen Kalksteinskulpturen sehr vermehrt und es wird vielleicht nicht un-
möglich sein, innerhalb der Reihe dieser ‘altattischen1 Werke noch fernere
Sonderungen vorzunehmen, ja auch hier fremde von dem Cbioliscben ver-
schiedene Einflüsse nachzuweisen. Für die vorliegende Untersuchung ge-
nügt es aber, die allattische Kunst als eine einheitliche aufzufassen. Die Ver-
wandtschaft, welche Studniczka (Röm. Mittheil. III S. 286) zwischen un-
serem Kopfe und der Aphrodite aus Marseille aufgedeckt hat (Gazette Arch.
1876 Taf. 31 und in sehr guter Abbildung: Bazin, UAphrodite Marseillaise
Paris 1886), kann vielleicht für die weitere Zergliederung, jener ‘altatti-
schen1 Kunst fruchtbar gemacht werden; freilich darf man dabei die Unter-
schiede in Tracht, Haar und Augenbildung nicht ausser Acht lassen.

2 Von Winter a. a. 0. S. 118 erwähnt.

3 Sie trägt die Nummer 3463 und ist schlecht erhalten, in der Litteratur
scheint sie nicht erwähnt zu sein, wenigstens fehlt sie noch bei Sybel und
bei Milchhöfer, Museen Athens.
 
Annotationen