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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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[Heft 1]
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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0035

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DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

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und Seitenfläche zwar eben, aber rauh gepickt sind. Man darf
also nicht den Block mit seiner einen glatten Fläche aufliegen
lassen, sondern muss ihn aufrichten, dann sind, wie es sich
gehört, glatt die vordere und die beiden Seitenflächen, rauh
die Hinter-und die Oberfläche. Diese Oberfläche zeigt nun
keinerlei Spur von Herrichtung zur Aufnahme irgend eines
anderen Gliedes, sondern, wie bemerkt, dieselbe Bearbeitung
wie die Hinterfläche. Die Stele hat also nie irgend einen krö-
nenden Abschluss getragen, glich also bis auf die schwache
Verjüngung vollständig der auf dem Relief abgebildeten. Bei
genauerer Durcharbeitung des vorhandenen Materiales werden
sich vielleicht noch mehr ähnliche Beispiele nachweisen lassen.

Was nun die angebliche Schwermut anlangt, so ist sie in
Bezug auf die Stellung eine willkürliche Unterschiebung;
statt aller Beispiele einer Athena mit gesenktem Kopfe, der
freilich auf Reliefs des vierten Jahrhunderts sich zweifellos als
wohlwollend geneigt zu erkennen giebt, genüge hier der Hin-
weis auf das bei Schöne Griech. Reliefs Taf. XXVII Nr. 112
abgebildete Heraklesrelief. Abgesehen davon, dass Herakles
den linken Arm gesenkt hält, wfas ja für unsere Frage nicht
in Betracht kommt, stimmt Stellung und Haltung der Glieder,
Neigung von Körper und Kopf völlig mit unserer Athena über-
ein. Dem Herakles, welcher sich freundlich zu seinem Ado-
ranten herahneigt, wird Niemand Schwermut Zutrauen. Dass
das Relief aus Ithome stammt und Kekule (Annali 1868
S. 319) Verwandtschaft mit Polyklet’s Kunstweise darin
findet, ist für die kunstgeschichtliche Würdigung unseres
Athenareliefs nicht gleichgiltig. Es bleibt die vermeintliche Me-
lancholie im Gesichtsausdruck zu erklären. Gerade sie ist nun
ein Hauptpunkt für das stilistische Verständniss des Kopfes.
Fast alle Köpfe nämlich, welche sich stilistisch jener Kunst-
übung anreihen, deren Wirkung in Athen zu erweisen Zweck
dieser Zusammenstellung ist, werden durch ihren ernsten Aus-
druck erkannt, der Manchem sogar missvergnügt, ja ‘gräm-
lich’ erscheint; hat man doch die ‘Grämlichkeit’ geradezu als
 
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